Trübes Wasser, klarer Gewinn

ALTENRHEIN. 54 047 Frauen, Männer und Kinder sowie viele Betriebe in 13 Gemeinden profitieren von der Arbeit des Abwasserverbandes Altenrhein. In dessen Anlage wurden im vergangenen Jahr über neun Millionen Kubikmeter Wasser oder über neun Milliarden Liter gereinigt. Das sind etwa anderthalb Millionen Kubikmeter mehr als im Vorjahr. Christoph Egli, Geschäftsführer, führt das auf die deutlich höhere Niederschlagsmenge aus den Mischsystemgebieten zurück. Mehr Abwasser gab es aus den privaten Haushalten zu reinigen, weniger aus Industrie- und Gewerbebetrieben. Letzteres sei unter anderem auf die Produktionsschliessung der Kopp AG in Rorschacherberg zurückzuführen.

Und dann waren’s zwei mehr
In naher Zukunft wird durch die Abwasserreinigungsanlage Altenrhein noch mehr Wasser fliessen. Denn im vergangenen Jahr haben sich die Gemeinden Rehetobel mit etwa 2500 Einwohnern und Speicher mit etwa 3400 Einwohnern entschieden, dem Verband beizutreten. «Der Anschluss an unsere Grosskläranlage ist bezüglich der Reinigungsleistung und aus wirtschaftlicher Sicht vorteilhaft», schreibt Christoph Egli. Jetzt würden die Projekte für den Anschluss der Gemeinden ausgearbeitet. Egli sagt, dass der Anschluss von Rehetobel im Jahr 2015 erfolgen könne. In einer zweiten Phase ist dann die Reihe an Speicher, und zwar ungefähr zwei Jahre später.

«So gut wie nie zuvor»
Zufrieden sind Verwaltungsratspräsident Robert Raths und Geschäftsführer Christoph Egli mit der Reinigungsleistung, die «noch nie so gut war wie in diesem Jahr. Die Einleitbedingungen wurden erstmals lückenlos erfüllt.» Besonders bemerkenswert sei diese Tatsache, weil dies mit geringerem Energie- und Fällmitteleinsatz erreicht worden sei.

Erfreulich auch, dass der Energiebedarf weiter vermindert werden konnte, und zwar um über 20 Prozent innerhalb zweier Jahre. In absoluten Zahlen ausgedrückt: von 11,2 auf 8,9 Gigawattstunden. Und positiv auch, dass es nicht mehr stinkt bei der Anlage. «Es sind im vergangenen Jahr keine entsprechenden Reklamationen mehr eingegangen», stellt Egli zufrieden fest. Dass es da oder dort trotzdem einmal zu Geruchsimmissionen im Kanalnetz komme, sei in der Branche in der ganzen Schweiz unumgänglich. Entsprechenden Hinweisen gingen sie selbstverständlich nach. Während des ganzen vergangenen Jahres hätten sie über alle Geschäftsprozesse lediglich sieben Vorfälle mit wenig gravierenden Auswirkungen registriert.

Mehr Gas und Strom
In seinem Rückblick erwähnt Christoph Egli auch die Annahmestation für Speiseabfälle. Entgegengenommen werden von Haushalten, aus Gewerbe und Industrie biogene Abfälle, Gastroabfälle, überlagerte Lebensmittel, Retouren aus dem Detailhandel und Fehlproduktionen. Im ersten vollen Betriebsjahr seien 3732 Tonnen Material angeliefert worden. Eglis Bilanz: «Die Klärgasmenge konnte dank dieser mit vergärten Stoffe um 36 Prozent auf 2,4 Millionen Kubikmeter gesteigert werden, und die in den eigenen Blockheizwerken produzierte Strommenge stieg gar um 45 Prozent auf knapp dreieinhalb Kilowattstunden an.»

All die Anstrengungen um die Energieeffizienz machen sich nicht nur in Zahlen innerhalb der Anlage bemerkbar. Sie werden auch von aussen her honoriert. So wurde der Abwasserverband in diesem Jahr mit der «Médaille d’eau» ausgezeichnet (Ausgabe vom 5. März 2013).

Weniger investiert
Auch finanziell hat sich der Abwasserverband Altenrhein nicht zu beklagen. Die Rechnung 2012 schliesst mit einem historisch tiefen Verschuldungsfaktor und mit einem Ertragsüberschuss von 110 917 Franken ab, dies nach Abschreibungen und Einlagen in verschiedene Vorfinanzierungen in der Höhe von gut vier Millionen Franken.

Investiert wurde im Berichtsjahr mit 2,5 Millionen Franken «weit weniger als in den Vorjahren», sagt Christoph Egli. Budgetiert waren 4,87 Millionen Franken. Egli begründet: «Einige Projekte waren noch nicht ausführungsreif oder haben sich verzögert.» Für das laufende Jahr werden Investitionen von 5,5 Millionen Franken budgetiert.

Die Jahresrechnung 2012 wurde an der Delegiertenversammlung Ende Februar genehmigt.

Ja zum AVA-Beitritt

Appenzeller Zeitung, 24. September 2012

Die Behörden von Speicher und Rehetobel haben ihren Stimmbürgerinnen und -bürgern vorgeschlagen, dem Abwasserverband Altenrhein (AVA) beizutreten; gemeinsam wollen die beiden Gemeinden die Anschlussleitungen ans Netz des AVA erstellen; der Kanton wird dies mit 30 Prozent Anteil subventionieren. In beiden Gemeinden ergaben sich klare Resultate. In Rehetobel erfolgten 503 Ja zu 27 Nein (Stimmbeteiligung 43,4 Prozent), in Speicher stimmten dem Beitritt 1346 zu, 164 lehnten ihn ab (Stimmbeteiligung knapp 50 Prozent).

Kantonsrat erkundigt die Region

Alle vier Jahre findet er statt, der Ausflug der St. Galler Kantonsräte. Zu Ehren von Ratspräsident Felix Bischofberger führte die Reise dieses Jahr nach Rorschach, Altenrhein und Thal. Allerdings waren die Rätinnen und Räte dieses Mal nicht gemeinsam als gigantische Reisegruppe unterwegs, sondern hatten sich im Vorfeld für einzelne Ausflugsziele entschieden.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in St. Gallen erkundeten die Politikerinnen und Politiker die Region dann unterteilt in neun Gruppen. Auf dem Programm standen dabei eine Führung durch die Hundertwasser- Markthalle und den Flugplatz Altenrhein oder der bei den Politikerinnen und Politiker äusserst beliebte Rundgang durch den Betrieb der Stadler Rail. Auch der Besuch des Festungsmuseums in St. Margrethen oder eine Führung durch die Holding AG standen den Räten zur Auswahl.

Rorschach entdecken
Die Gruppe, die sich für das Programm in Rorschach entschieden hatte, startete mit einem Besuch im Museum im Kornhaus. Hermann Fuhrimann, Präsident der Ortsbürgergemeinde Rorschach, zeigte den Teilnehmenden, was «Erlebnismuseum» bedeutet. Unter dem Motto «erfahren, experimentieren und entdecken» präsentierte er verblüffende optische Täuschungen, knifflige Denkaufgaben und erzählte Wissenswertes über Rorschachs Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte.

Anschliessend begab sich die Gruppe auf einen Rundgang durch die Stadt Rorschach mit den beiden Stadtführerinnen Verena Plassard und Susan Widrig. Die Kantonsräte erhielten einen Einblick in die Rorschacher Geschichte, in der vor allem der Hafen als «Nervenzentrum» eine bedeutende Rolle gespielt hat. Hier begann auch die einstündige Stadtführung, welche die Politikerinnen und Politiker durch die Mariabergstrasse zum Amtsgericht, dann weiter zum Rathaus und anschliessend wieder zum Hafen führte. Die Gruppe um Kantonsratspräsident Felix Bischofberger besichtigte in Altenrhein die Anlage des AVA Abwasserverbandes. Christoph Egli, Geschäftsleiter der AVA, führte die 27 Politikerinnen und Politiker durch seine Abwasserreinigungsanlage und informierte dabei über den «Paradigmenwechsel in der Energieproduktion». Er erklärte insbesondere, wie in Altenrhein Speiseabfälle von Detailhändlern zu Energie würden und so als Wärme und Strom wieder genutzt werden können. Anschliessend besuchte die Gruppe den Rheinspitz, wo sie über die Renaturierung des Alten Rheins informiert wurde.

Vereint beim Abendessen
«Ich kenne meine Region zwar, habe aber viele neue Facetten entdeckt», goutierte Felix Bischofberger den Ausflug. Zum Abendessen wurde der Kantonsrat dann wieder vereint – in der Markthalle Hundertwasser nahmen die Politikerinnen und Politiker ein gemeinsames Nachtessen ein.

Wärmeverbund geplant

Der Thaler Gemeinderat hat beschlossen, die Sanierung der Dorfstrasse Altenrhein um ein bis zwei Jahre zu verschieben. Gemäss Gutachten hätten die Bauarbeiten nach der «Zwetschgenchilbi» in diesem September beginnen sollen.

(St.Galler Tagblatt, 7. September 2012)

Wärmeverbund geplant
Grund für die Verschiebung ist laut Gemeinderat ein geplanter Wärmeverbund für das Dorf Altenrhein. Die Gemeinde hat in Zusammenarbeit mit dem Abwasserverband Altenrhein (AVA) eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese zeigt, dass aus der Abwärme und weiteren Energien des AVA – je nach Grösse des Wärmeverbundes – grosse Teile von Altenrhein mit Wärme versorgt werden könnten. Die Leitungsführung dieses Wärmeverbundes würde laut Gemeinderat zu einem wesentlichen Teil im Bereich der Dorfstrasse erfolgen. Um den neuen Strassenkörper nicht in zwei Jahren wieder aufreissen zu müssen, hat der Rat deshalb beschlossen, die Sanierung aufzuschieben. Der Gemeinderat wird in diesem Herbst eine Informationsveranstaltung durchführen. Die Bevölkerung soll im Detail über den Wärmeverbund und die Folgen für das Dorf Altenrhein orientiert werden.

Deutlich befürwortet
Die Bürgerschaft hat der Sanierung der Dorfstrasse Altenrhein im vergangenen März deutlich zugestimmt. 47,1 Prozent der Thaler Stimmberechtigten genehmigten dafür einen Kredit von 970 000 Franken. Ziel der Sanierung ist es, dass der Verkehr langsamer und sicherer durch das Dorf rollt.

 

Mit 200 bar für die Kanalisation

480 PS stark und 32 Tonnen schwer – das neue Kanalreinigungsfahrzeug des Abwasserverbands Altenrhein (AVA) beeindruckt. Wenn die Hochdruckpumpe Wasser mit 200 bar in das Kanalisationsrohr spritzt, dann haben Ablagerungen und Dreck keine Chance. Sind Wurzelwerk oder andere Hindernisse im Weg, dann kommen Düsen mit zusätzlicher Fräsfunktion zum Einsatz.

Mit dem 650 000 Franken teuren Fahrzeug der Marke MAN konnte der 20jährige Mercedes-Lastwagen ersetzt werden. Der Aufbau ist bedeutend leistungsfähiger. Die Vakuumpumpe erbringt mit über 3000 Kubikmeter pro Stunde die doppelte Leistung, die Schwemmleistung beträgt 400 Liter pro Minute. Das Spülwasser kann bei Bedarf rezykliert werden, wodurch Zusatzfahrten entfallen.

Je nach Alter und Zustand des Kanals wird eine Reinigung alle ein bis vier Jahre nötig. Die Arbeitssicherheit wurde dank einer Funkfernsteuerung, mit der unter anderem die Steuerung des Wasserdrucks an der Spüldüse erfolgt, verbessert.

Zum Einsatz kommt das neue Fahrzeug bei acht St. Galler Gemeinden und fünf Gemeinden in Appenzell Ausserrhoden, die zusammen in Altenrhein ihre gemeinsame Kläranlage der Ostschweiz betreiben. Zum Unterhaltsgebiet gehören insgesamt 270 Kilometer Rohre. Ihr Neuwert: 300 Millionen Franken.

Gewaschene Luft tut Nasen gut

Montagabend vor der Kläranlage. Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolken. Ein «Duft» liegt in der Luft. Nicht von der Kläranlage, sondern von den frisch gegüllten Wiesen ringsum. Etwa 40 Altenrheinerinnen und Altenrheiner versammeln sich vor dem Eingang. Sie sind auf Einladung des Abwasserverbandes Altenrhein gekommen. Sie wollen wissen, was die ARA-Verantwortlichen getan haben, um die von der Schlammtrocknungsanlage während einiger Zeit verursachten «störenden und nicht akzeptierbaren Geruchsimmissionen», wie es Geschäftsführer Christoph Egli formuliert, zu beseitigen. Und dass die Vorkehrungen Wirkung zeigen, das bestätigen die Nachbarn. Es sei wie Tag und Nacht, sagt eine Nachbarin. Ein Nachbar stimmt ihr zu.

Entspannte Situation
Begonnen hat die Geschichte mit der Geruchsbelästigung im Jahr 2006. Damals sei für die Schlammtrocknung eine Bandtrocknungsanlage installiert worden, als Ersatz für die alte Trommeltrocknung, sagt Egli. Nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage seien sie erschrocken. «Es stank.» Die alte Anlage wurde weiter betrieben und die neue genau unter die Lupe genommen. Die ARA-Verantwortlichen suchten nach technischen Lösungen. Und wurden fündig. In den Jahren 2008 und 2009 wurde ein sogenannter Abluftwäscher eingebaut. «Die beste Lösung», sagt Egli. Nun habe sich die Situation entspannt.

Alles im grünen Bereich
Das Umtec, das Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik der Fachhochschule Rapperswil wurde zudem beauftragt, die Immissionen zu messen. Professor Jean-Marc Stoll erläuterte am Montagabend die Resultate der Untersuchungen. Sein Fazit: Alles im grünen Bereich.

Stoll begann seine Erläuterungen mit einem kleinen Exkurs in die Welt der Düfte und Gerüche, die subjektiv wahrgenommen würden. So könne für jemanden das gleiche Parfum «zum Himmel stinken», für andere wieder himmlisch duften. Es sei auch klar, dass Gerüche so lästig sein könnten wie zum Beispiel Lärm. Stoll erklärte schliesslich, wie das Institut vorgegangen ist bei den Immissionsmessungen. In der Zeit vom 1. Juni bis 28. November des vergangenen Jahres seien neun geschulte Probanden immer wieder in der Umgebung der Kläranlage unterwegs gewesen. Während des Tages ebenso wie während der Nacht. Dabei hätten sie jeweils zehn Minuten lang an acht verschiedenen Standorten «geschnüffelt» und die wahrgenommenen Gerüche elektronisch erfasst. Dabei stellten sie viele Gerüche fest, aus der Landwirtschaft, vom naheliegenden Campingplatz und eben auch von der Kläranlage. Aber letztere seien «im ganzen Gebiet nicht übermässig» aufgetreten.

Nicht gesundheitsschädigend
Alle anwesenden Nachbarn der Kläranlage hörten diese Worte. Ein Votant stellte danach fest, dass zwar eine Verbesserung eingetreten ist. Aber noch immer stinke es «stossweise». Christoph Egli bat ihn und alle anderen, solche Vorkommnisse sofort zu melden. Und er versprach, den Ursachen jeweils unverzüglich nachzugehen. Ähnliches sagte auch Robert Raths, Thaler Gemeindepräsident und Präsident des Verwaltungsrates des Abwasserverbandes: «Ihr könnt mir immer telefonieren, wenn es wieder einmal stinkt.»

Schliesslich wollte ein Altenrheiner noch wissen, ob der Gestank nicht gesundheitsschädigend sei? Jean-Marc Stolls Antwort: «Nein.» Er wie Egli betonten aber auch, dass eine Kläranlage nie hundertprozentig geruchsfrei sein könne.

Fazit des Abends: Nebst dem Geruch von Gülle und Grilliertem werden die Anwohner also doch noch ab und an mit der Nase feststellen können, dass sie neben einer Kläranlage wohnen.

Speicher hat ganz schön viel vor

Trotz des schönen Frühsommerabends waren am Dienstag rund 80 Interessierte in den Buchensaal in Speicher gekommen, um sich über aktuelle kommunale Themen aus erster Hand orientieren zu lassen, obwohl noch keine Abstimmung unmittelbar ansteht.

Mehrere Referenten konnte der Moderator und neue FDP-Präsident Roland Fischer zum Haupttraktandum begrüssen, dem geplanten und schon weit gediehenen Beitritt Speichers zusammen mit Rehetobel zum Abwasserverband Altenrhein (AVA), über den am 23. September an der Urne entschieden wird. Die beiden Gemeinderäte und die AVA sind sich über den Beitritt zum Zweckverband bereits einig, und die Fachleute haben auch schon recht detailliert geplant – immer unter dem Vorbehalt eines Volks-Ja.

Sanierungsbedarf ist vorhanden
Gemeinderat und Bauchef Thomas Christen erläuterte die Ausgangslage. Sowohl in Speicher wie in Rehetobel besteht ein Sanierungsbedarf für die kommunalen Abwasserreinigungsanlagen. In Rehetobel ist dieser allerdings bedeutend dringlicher, weshalb man hier zuerst ansetzen will. Ursprünglich sollten auch Wald und Trogen für eine gemeinsame Abwasserableitung Goldachtal mit ins Boot geholt werden. Diese stiegen aber im Verlaufe der Planung wieder aus. Das grosse Projekt ist aber auch lediglich mit Speicher und Rehetobel möglich, wie die Abklärungen ergaben.

Technisch gut machbar
Details erläuterten Peter Hunziker von der Betatech AG, der die ARA-Situation in Ausserrhoden bestens kennt. Von ihm war zu erfahren, dass die bestehenden, in die Jahre gekommenen Anlagen nicht ganz überflüssig werden, weil eine Vorreinigung weiterhin nötig sein wird, um das Abwasser ohne Pumpen und Energie mittels der sogenannten Dükertechnik in den Kanälen mit dem Vereinigungspunkt Lobenschwendi durch die Töbel an den Bodensee zu führen. Dabei sind einige Hindernisse zu überwinden, wie Ingenieur Peter Jud erläuterte. Man verfüge aber über genügend Erfahrung, um die Herausforderung technisch zu meistern und Ablagerungen, wie sie am tiefsten Punkt zwangsläufig entstehen, mit Kanalfahrzeugen zu entfernen. Auch die Bohrtechnik ist erprobt, wobei man an das Microtunneling denkt. Betont wurde auch, der AVA als Abnehmer verfüge über professionelle Strukturen und genügend Ressourcen auch im Personalbereich.

Wichtig ist das Vorhaben aber auch im Bereich der Sicherheit und Ökologie, wie Karlheinz Diethelm vom Amt für Umweltschutz des Kantons darlegte, obwohl die bestehenden Kläranlagen im Prinzip gute Arbeit leisteten. Dabei geht es vor allem um das Problem der früher wenig beachteten Mikroverunreinigung (Schwermetalle, Pestizide, Arzneimittel) und des Mischverhältnisses in den Eintragsgewässern wie Mühlebach und Goldach. Auch im energetischen Bereich besteht Optimierungsbedarf, der mit dem Anschluss an den AVA abgedeckt werden könne. Dieser habe ausserdem, besser als eine Kleinanlage, die Möglichkeit, technisch entsprechend nachzurüsten, wie dies der Bund fordern wird.

Keine Gebührenerhöhung
Gemäss Thomas Christen geht man von Kosten von 3,2 Mio. Franken für den Leitungsbau aus. Vom Kanton ist mit einer Subvention von rund 30 Prozent zu rechnen. Dazu kommt die Einkaufssumme in den Verband, die je nach der Zahl angeschlossener Einwohner (Speicher entwässert gewisse Gebiete weiterhin auch über Trogen und St. Gallen) gut 650 000 Franken betragen dürfte. Insgesamt aber fahre man auf längere Sicht günstiger, und es sei auch keine Anhebung der Tarife geplant, versicherte Christen. Zum Abschluss des gut einstündigen geballten Infoblocks stellte AVA-Geschäftsführer Christoph Egli der Versammlung das Unternehmen vor, mit dem man eine langjährige Partnerschaft einzugehen gedenkt. Dem Verband gehören bisher 13 St. Galler und fünf Ausserrhoder Gemeinden an. Eine Diskussion war nicht gewünscht. Die Möglichkeit wird dann aber im Vorfeld der Abstimmung vom 23. September noch einmal geboten.

Bei der ARA stinkt’s nicht mehr

Dreizehn Gemeinden aus zwei Kantonen gehören dem Abwasserverband Altenrhein (AVA) an. Bald könnten es zwei mehr sein. Denn in Rehetobel und Speicher wird ein Beitritt zum Abwasserverband diskutiert. Eine Kommission hat sich mit dieser Frage auseinandergesetzt und empfiehlt den Beitritt zum Abwasserverband. Abgestimmt wird in Speicher wie in Rehetobel am kommenden 23. September.

Lohnende Investitionen
Einer Anschlussvereinbarung mit den Gemeinden Rehetobel und Speicher stimmten die Delegierten der Mitgliedsgemeinden bereits an der Delegiertenversammlung zu. Sie genehmigten auch den Geschäftsbericht und die Rechnung des Abwasserverbandes. Die Rechnung 2011 schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 146 862 Franken ab, dies nach zusätzlichen Einlagen in Vorfinanzierungen in der Höhe von 200 000 Franken.

Knapp viereinhalb Millionen Franken wurden im vergangenen Jahr investiert. 365 802 Franken zum Beispiel in die Schlamm-Trocknungsanlage. Diese Investitionen waren unter anderem nötig wegen der «störenden und nicht akzeptierbaren Geruchsimmissionen», wie Geschäftsführer Christoph Egli schreibt. Die Investitionen hätten sich gelohnt, hätten die Probleme doch beseitigt werden können. Die Investitionsrechnung 2012 sieht Ausgaben von 4,87 Millionen Franken vor. Den grössten Brocken, nämlich 1,88 Millionen Franken, werden Investitionen in die Kläranlage beanspruchen.

62,5 Millionen Badewannen
Und in eben dieser Kläranlage werden jährlich Milliarden Liter von Schmutzwasser gereinigt. Im vergangenen Jahr waren es 7,45 Millionen Kubikmeter oder 7,45 Milliarden Liter, was wiederum 62,5 Millionen gefüllten Badewannen entspricht. Das seien etwa 19 Prozent weniger als im Vorjahr, sagt Christoph Egli. Er führt dies auf die deutlich geringere Niederschlagsmenge zurück. Mit der Reinigungsleistung der Anlage ist Egli sehr zufrieden: «Einige massgebliche Veränderungen im Anlagenbetrieb führten in der Summe zu einem deutlich tieferen Verschmutzungsgrad an partikulären Stoffen im Ablauf der ARA.»

Umweltbelastung reduzieren
Es musste nicht nur weniger Wasser gereinigt werden. Es wurde auch weniger Energie verbraucht, nämlich 14 Prozent. Das sei auf Verfahrensverbesserungen und Sparmassnahmen zurückzuführen, sagt Egli. Zur Energiestrategie des AVA gehört auch die Energiegewinnung. Dies geschieht seit Mitte des letzten Jahres, indem unter anderem überlagerte Lebensmittel und organische Abfälle aus Grossküchen zur Energiegewinnung vergärt werden. Der AVA liege damit im Trend des Paradigmenwechsels von der ARA zur Cleantech-Unternehmung. All diese Bemühungen und, wie es Egli formuliert, «die kompromisslose Unternehmensausrichtung zur Energieeffizienz und -wirksamkeit» wurden «gekrönt» mit dem Zertifikat nach ISO 50 001:2011. Die Kläranlage in Altenrhein ist übrigens die erste Anlage, welche dieses Zertifikat erhielt. «Die Anwendung der ISO 50 001 verfolgt die Einsparung von Kosten sowie die Reduktion von Treibhausgasemissionen und anderen Umweltbelastungen», ist im Geschäftsbericht nachzulesen

Da fliegt der Dreck weg

Wenn die Hochdruckpumpe Wasser mit 200 bar in das Kanalisationsrohr spritzt, dann haben Ablagerungen und Dreck keine Chance. Laut AVA-Geschäftsführer Christoph Egli reichen in der Regel auch 150 Bar für eine gründliche Reinigung. Sind Rohre in einem schlechten Zustand oder wurden sogenannte Inliner, Textilschläuche, die wie ein neues Rohr in schadhafte Leitungsbereiche gelegt werden, eingesetzt, muss der Druck auf 100 Bar oder weniger reduziert werden, um Schäden zu verhindern. Sind Wurzelwerk oder andere Hindernisse im Weg, dann kommen Düsen mit zusätzlicher Fräsfunktion zum Einsatz.

Spülwasser wird rezykliert
Mit dem 650 000 Franken teuren MAN konnte der 20jährige Mercedes-Lastwagen ersetzt werden. «Mit dem neuen Fahrzeug steht uns ein Arbeitsinstrument zur Verfügung, das dem aktuellen Stand der Technik entspricht», sagt der AVA-Geschäftsführer und ergänzt, das die Wendigkeit des Vier-Achsers durch zwei gelenkte Achsen gegeben ist. Der Motor ist 480 PS stark, entspricht der Euro-5-Norm und verfügt über einen Partikelfilter. Auch der Aufbau ist gemäss Egli bedeutend leistungsfähiger. Die Vakuumpumpe KWP erbringt mit über 3000 m³/h die doppelte Leistung, die Schwemmleistung beträgt 400 Liter/min. Das Spülwasser kann bei Bedarf rezykliert werden, wodurch Zusatzfahrten entfallen.

Dreizehn Trägergemeinden
Je nach Alter und Zustand des Kanals wird eine Reinigung alle ein bis vier Jahre nötig. Die Arbeitssicherheit wurde laut Egli dank einer Funkfernsteuerung, mit der unter anderen die Steuerung des Wasserdrucks an der Spüldüse erfolgt, verbessert. Zum Einsatz kommt das neue Fahrzeug bei acht Gemeinden in der Region Rorschach und fünf Gemeinden in Appenzell Ausserrhoden, die zusammen die grösste Kläranlage der Ostschweiz betreiben.

Der Fluss unter den Füssen

Es pumpt in der Woche etwa zwei Millionen Liter Abwasser von der entstehenden Raiffeisenbank an der Hauptstrasse in Rorschach zum Stadthof. Dennoch wird das neue Pumpwerk gegenüber dem Rathaus beinahe unsichtbar sein. Dereinst wird nur ein Schachtdeckel auf den kleinen Raum, der drei Pumpen vier Meter unter dem Boden beherbergt, hindeuten. Trotz der Unscheinbarkeit, das alte Pumpwerk war im Weg. Hätte man es nicht gut zehn Meter weiter in Richtung Bodensee neu erbaut, stünde es mitten in der Tiefgarage der Bank.

Im Zickzack nach Altenrhein
Die Planung für das neue, 475 000 Franken teure Pumpwerk begann bereits im Jahr 2009, als das Bauprojekt Raiffeisen konkreter wurde. «Bei einem Bau an solch exponierter Lage gilt es, Synergien mit den anderen Bauprojekten zu nutzen», sagt Michael Bühler, Bauingenieur und Projektleiter. Bereits bei der Planung wurde die Baustelle mit einbezogen, damit keine unnötigen Behinderungen für den Bau und die Passanten entstehen. «So wurden bei der Strassensperrung im April nicht nur Leitungen für die Bank verlegt, auch unsere Leitungen sind gleich mit eingebaut worden.» Auch die Baugrube der Bank wird ausgenutzt, um den eigenen Aushub zu bewältigen.

Das «Pumpwerk Rathaus» gehört dem Abwasserverband Altenrhein (AVA), welcher über 80 Pumpwerke am Bodensee betreut. Doch nicht alle gehören dem Verband, manche sind im Besitz der Gemeinden. Der Grund, weshalb der AVA so viele Pumpwerke besitzt und betreibt: «Am See haben wir oftmals wenig bis gar kein Gefälle. Daher muss das Abwasser dann und wann wieder in die Höhe gepumpt werden», sagt Frank Lükewille, Leiter der Kanalnetz-Planung des AVA. So entstehe eine Art Zickzacklinie. Eine Pumpe befördert Abwasser in einen Fallschacht, wo das dreckige Wasser aus eigener Kraft zur nächsten Pumpe fliesst. Am Ende des Auf und Abs wird das Wasser in Altenrhein gereinigt.

Bank als Geruchsableiter
Baustart für das neue Pumpwerk war Anfang des Jahres mit der Vergabe der Aufträge. Es ist Eile geboten, denn die Baustelle der Bank soll nicht unnötig verzögert werden, und derzeit werden Betonpfeiler in den Boden getrieben, die den Bau des Bankgebäudes sichern sollen. «Die Betonpfeiler hätten unsere Rohre durchtrennt», sagt Bühler. Für die eigentlichen Bauarbeiten, vom Aushub zur Inbetriebnahme, blieb dem AVA deshalb nur zehn Wochen. Doch Bühler ist zufrieden: «Wir sind dem Bauplan vier Tage voraus», sagt er.

Nicht nur die Baustelle der Bank wird genutzt, das Bankgebäude selbst wird zum Helfer: «Allfällige Geruchsemissionen werden über ein Rohr durch die Tiefgarage über das Dach der Bank abgegeben – über den Köpfen der Rorschacher», sagt Bühler.

Dies bedeutet, dass der Bau unter den Füssen der Rorschacher – das Sammelbecken des Altwassers liegt fast sechs Meter unter dem Trottoir – erst dann ganz fertig sein wird, wenn die Bank steht. Dennoch, das Pumpwerk wird schon vorher in Betrieb genommen. «Sollte beim Testlauf vom kommenden Dienstag alles glattgehen, wird das Pumpwerk am Donnerstag ans Netz gehen.»