Speicher hat ganz schön viel vor

Trotz des schönen Frühsommerabends waren am Dienstag rund 80 Interessierte in den Buchensaal in Speicher gekommen, um sich über aktuelle kommunale Themen aus erster Hand orientieren zu lassen, obwohl noch keine Abstimmung unmittelbar ansteht.

Mehrere Referenten konnte der Moderator und neue FDP-Präsident Roland Fischer zum Haupttraktandum begrüssen, dem geplanten und schon weit gediehenen Beitritt Speichers zusammen mit Rehetobel zum Abwasserverband Altenrhein (AVA), über den am 23. September an der Urne entschieden wird. Die beiden Gemeinderäte und die AVA sind sich über den Beitritt zum Zweckverband bereits einig, und die Fachleute haben auch schon recht detailliert geplant – immer unter dem Vorbehalt eines Volks-Ja.

Sanierungsbedarf ist vorhanden
Gemeinderat und Bauchef Thomas Christen erläuterte die Ausgangslage. Sowohl in Speicher wie in Rehetobel besteht ein Sanierungsbedarf für die kommunalen Abwasserreinigungsanlagen. In Rehetobel ist dieser allerdings bedeutend dringlicher, weshalb man hier zuerst ansetzen will. Ursprünglich sollten auch Wald und Trogen für eine gemeinsame Abwasserableitung Goldachtal mit ins Boot geholt werden. Diese stiegen aber im Verlaufe der Planung wieder aus. Das grosse Projekt ist aber auch lediglich mit Speicher und Rehetobel möglich, wie die Abklärungen ergaben.

Technisch gut machbar
Details erläuterten Peter Hunziker von der Betatech AG, der die ARA-Situation in Ausserrhoden bestens kennt. Von ihm war zu erfahren, dass die bestehenden, in die Jahre gekommenen Anlagen nicht ganz überflüssig werden, weil eine Vorreinigung weiterhin nötig sein wird, um das Abwasser ohne Pumpen und Energie mittels der sogenannten Dükertechnik in den Kanälen mit dem Vereinigungspunkt Lobenschwendi durch die Töbel an den Bodensee zu führen. Dabei sind einige Hindernisse zu überwinden, wie Ingenieur Peter Jud erläuterte. Man verfüge aber über genügend Erfahrung, um die Herausforderung technisch zu meistern und Ablagerungen, wie sie am tiefsten Punkt zwangsläufig entstehen, mit Kanalfahrzeugen zu entfernen. Auch die Bohrtechnik ist erprobt, wobei man an das Microtunneling denkt. Betont wurde auch, der AVA als Abnehmer verfüge über professionelle Strukturen und genügend Ressourcen auch im Personalbereich.

Wichtig ist das Vorhaben aber auch im Bereich der Sicherheit und Ökologie, wie Karlheinz Diethelm vom Amt für Umweltschutz des Kantons darlegte, obwohl die bestehenden Kläranlagen im Prinzip gute Arbeit leisteten. Dabei geht es vor allem um das Problem der früher wenig beachteten Mikroverunreinigung (Schwermetalle, Pestizide, Arzneimittel) und des Mischverhältnisses in den Eintragsgewässern wie Mühlebach und Goldach. Auch im energetischen Bereich besteht Optimierungsbedarf, der mit dem Anschluss an den AVA abgedeckt werden könne. Dieser habe ausserdem, besser als eine Kleinanlage, die Möglichkeit, technisch entsprechend nachzurüsten, wie dies der Bund fordern wird.

Keine Gebührenerhöhung
Gemäss Thomas Christen geht man von Kosten von 3,2 Mio. Franken für den Leitungsbau aus. Vom Kanton ist mit einer Subvention von rund 30 Prozent zu rechnen. Dazu kommt die Einkaufssumme in den Verband, die je nach der Zahl angeschlossener Einwohner (Speicher entwässert gewisse Gebiete weiterhin auch über Trogen und St. Gallen) gut 650 000 Franken betragen dürfte. Insgesamt aber fahre man auf längere Sicht günstiger, und es sei auch keine Anhebung der Tarife geplant, versicherte Christen. Zum Abschluss des gut einstündigen geballten Infoblocks stellte AVA-Geschäftsführer Christoph Egli der Versammlung das Unternehmen vor, mit dem man eine langjährige Partnerschaft einzugehen gedenkt. Dem Verband gehören bisher 13 St. Galler und fünf Ausserrhoder Gemeinden an. Eine Diskussion war nicht gewünscht. Die Möglichkeit wird dann aber im Vorfeld der Abstimmung vom 23. September noch einmal geboten.