Welche Sonderbauwerke sind nötig?

Das Kanalnetz sammelt und führt das Abwasser der ARA zu. Die Leitungen müssen hydraulischen, statischen und chemischen Belastungen standhalten, dicht und unterhaltsgerecht sein. Im Mischverfahren trennen Entlastungsbauwerke bei starken Niederschlägen die Anfallspitzen ab, um das Kanalnetz und die ARA zu entlasten. Regenbecken halten verschmutztes Mischwasser bei Regen zurück, bis es nach dem Abklingen der ARA zufiiessen kann. Bei Starkregen leiten sie mechanisch vorgereinigtes, stark verdünntes Abwasser in die Gewässer ab. Pumpstationen heben das Abwasser, damit es Steigungen oder längere Transportdistanzen mit schwachem Gefälle überwinden kann. Dükerbauwerke ermöglichen die Unterquerung von tief eingeschnittenen Hindernissen wie Eisenbahnlinien, Wasserläufen, Geländemulden usw. Messstationen registrieren, wo und wann wieviel Abwasser anfällt. Die Messergebnisse dienen verschiedenen Zwecken: Steuerung der Wassermengen bei Regen, Optimierung kanalisationstechnischer Anlagen, Kostenberechnungen, Betriebskostenaufteilungen usw. Die Resultate werden zur ARA übermittelt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Regenbecken / Entlastungsbauwerke

Wenn es regnet, strömt eine bis zu 100fach grössere Abwassermenge durch die Leitungen. Weil es weder der Kanalisation noch der Kläranlage möglich ist, sämtliches Regenwasser aufzunehmen, sind an mehreren Stellen im Kanalisationsnetz Entlastungsbauwerke angeordnet. Solche Bauwerke entlasten ab einer gewissen Menge das Abwasser direkt in ein Gewässer. Im AVA existieren 48 solcher Anlagen, davon 23 Regenbecken, die zusätzlich noch das Abwasser für eine gewisse Zeit zwischenspeichern können und das entlastete Abwasser durch Sedimentation von Exkrementen, WC-Papier und Ähnliches vorreinigen.

RB_Waldau

Pumpwerke

Bei der Grösse unseres Einzugsgebietes ist es nicht immer möglich, das Abwasser im freien Gefälle zu transportieren. Deshalb sind insgesamt 95 öffentliche Pumpwerke vorhanden, die die flüssige Fracht wieder in die Höhe pumpen und verlässlich bis zur Kläranlage befördern.

PW_Neudorf

Düker

Im grossen Einzugsgebiet gilt es auch, tief eingeschnittene Hindernisse wie etwa Bäche oder Geländemulden zu überwinden. Weil die Höhenunterschiede recht gross sind, werden alternativ zu einem Pumpwerk sogenannte Düker eingesetzt. Dabei wird das Abwasser in einem geschlossenen Rohr ohne Schächte zunächst abwärts und nach einem Tiefpunkt wieder aufwärts geschickt. Nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren stellt sich am Anfang und Ende des Rohres ungefähr der gleiche Wasserspiegel ein. So kann das Abwasser ohne Fremdenergie einen Tiefpunkt überwinden.

So wird z.B. das Abwasser der zwischen 2016 und 2020 angeschlossenen Gemeinden Rehetobel, Speicher, Trogen und Wald über kilometerlange Düker abgeleitet.