Fussweg um Baustelle für Abwasseranlage

Der Abwasserverband Altenrhein lässt bis nächsten Frühling neue Verbindungen über einen Schacht zum grossen Stollen und im Stollen eine Sperre bauen. Die Arbeiten werden grossteils unterirdisch ausgeführt, weshalb wenig Verkehrsbehinderungen zu erwarten sind. Weil in diesem Bereich viele Schulkinder unterwegs sind, wird jedoch ein Fussweg um die Baustelle angelegt. Er ist erreichbar über die Fussgängerstreifen auf Klosterguet- und Seebleichestrasse. Die Strasse wird gemäss Mitteilung des Verbandes erst ab Anfang Dezember zeitweise betroffen sein, wenn Zulaufkanäle gebaut werden. Dann seien Behinderungen, die Verkehrsführung mit Lichtsignalen erfordern, möglich.

Mit den neuen Anlagen, in die der Abwasserverband 1,5 Mio. Franken investiert, kann mehr Wasser zurückgehalten und dann dosiert in die ARA Altenrhein geleitet werden zur Reinigung (siehe Tagblatt vom 27. Juni). So wird aus dem Osten von Rorschach und Rorschacherberg bei Regen deutlich weniger nur teilweise oder gar nicht gereinigtes Mischwasser überlaufen in den See.

Altes Pumpwerk bald wieder neu

Viel Geduld bewiesen die Angestellten der Oltener Arnold Systems AG. Die Schneckenpumpe – sie wiegt 2,5 Tonnen – bewegte sich anfänglich nur um einige Zentimeter. Schliesslich geriet sie in Schieflage. Ein Traggurt genügte nicht; auch nicht deren zwei halfen weiter. Erst als ein dritter Riemen angebracht war, liess sich das Gerät aus dem Pumpwerk hieven.

In vierzehn Tagen wiederholt sich das Geschehen. Dann nämlich erfolgt der Ausbau der zweiten Regenwasserpumpe. Ist auch die dritte saniert, steht schliesslich der Neubau des Pumpwerkes an. Für die Planung verantwortlich ist das St. Margrether Architekturbüro Faisst + Vorburger. Das neu errichtete Gebäude soll über eine Luftentfeuchtungsanlage und eine Kippspüle verfügen. Regnet es heftig, befördert letztere den nicht festgesetzten Schmutz im Regenüberlaufbecken in den Pumpensumpf. Der Abwasserverband Altenrhein lässt zudem die beiden Schmutzwasserpumpen durch neue ersetzen.

Das Abwasser eines Drittels aller St. Margrether Haushalte fliesst durch das Pumpwerk an der Neudorfstrasse. Vermag das Regenüberlaufbecken kein Wasser mehr zu fassen, kommen die Schneckenpumpen zum Einsatz. Sie führen das grob gereinigte Wasser in den Alten Rhein. «Damit entlasten sie das System und verhindern einen Rückstau in den Haushaltungen. Diese Situation tritt nur bei sehr starken Regenfällen ein – etwa fünf Mal pro Jahr», weiss Christoph Egli, Geschäftsführer des AVA. Die Projektkosten belaufen sich auf 1,12 Millionen Franken.

Dreizehn Gemeinden zwischen St. Margrethen und Untereggen sowie Eggersriet und Walzenhausen bilden den AVA. Der Verband will in den nächsten drei bis vier Jahren drei weitere Pumpwerke in der Gemeinde St. Margrethen sanieren.

Neuer Schacht schützt Seewasser

Rorschach/Rorschacherberg. Für besseren Schutz der Seebucht mit ihren Badeplätzen und Trinkwasserfassungen baut der Abwasserverband Altenrhein im Osten von Rorschach und Rorschacherberg für 1,5 Mio. Franken.

Bei starkem Regen können Kanalnetz und Abwasserreinigungsanlage (ARA) nicht alles Wasser aufnehmen. Die dann in der Kanalisation entstehende Mischung aus Abwasser, Wasser von Strassen und sauberem Regenwasser wird zwar laufend reduziert mit Massnahmen zum Versickern von sauberem Wasser ab Liegenschaften. Und vom Rest wird mehr zurückgehalten in Stauraum vor der ARA. Trotzdem muss noch ein Teil abgeleitet werden, in unserer Region über Bäche in den See. Das System entlasten, nennen das Fachleute. Ein Teil des überlaufenden Wassers kann vorher wenigstens grob gereinigt werden in Becken, in denen sich Schmutz absetzt.

Empfindliches Gebiet schützen

Die Rorschacher Bucht ist bezüglich Einleitung von Schmutzstoffen als hochempfindlich eingestuft. Entsprechend soll sie mit hoher Priorität vor Überlauf aus der Abwasserkanalisation geschützt werden. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass es im Osten von Rorschach und Rorschacherberg öfter zu «Entlastungen» kommt – bei den Becken Mühletobel und Waldau sowie den Überläufen Promenadenstrasse, Langmoos, Seebleiche und Waldau. Baupläne für den Schutz des Sees in diesem Bereich mit Trinkwasserfassungen und Bädern scheiterten aber seit 15 Jahren an hohen Kosten. Mit Berechnungen, die der neue Generelle Entwässerungsplan (GEP) ermöglichte, hat der Abwasserverband Altenrhein (AVA) nun eine tragbare Lösung gefunden.

Reinigung und Energiegewinn

Sie liegt im grossen Stollen, in welchem von Rorschach bis zum Fuchsloch im Buriet Abwasser der ARA Altenrhein zufliesst. Nach Auskunft von Christoph Egli, seit März neuer Geschäftsführer des AVA, lagen Varianten für 1,5 bis 3,8 Mio. Franken vor. Es habe sich gezeigt, dass mit der günstigsten Variante die gleiche Wirkung erzielt werde wie mit der teuersten.

Mischwasser aus diesem Bereich wird statt in Bach und See neu durch Kanäle und einen Schacht – er entsteht bei der Verzweigung Seebleiche-/Klosterguetstrasse in Rorschacherberg, in der Nähe von RHB und Starrag – in den Stollen geleitet. Weil eine Höhendifferenz von neun Metern besteht und es bei Regen rasch gehen muss, wird das Wasser in einem Fallschacht in Rotation, damit zu schnellem Fliessen gebracht. Weiter wird in den Stollen ein zusätzliches Wehr eingebaut wie seit 2005 bereits eines besteht an seinem Ende. Es wirkt wie eine Staumauer, hält Wasser zurück – so weit die Neigung des Stollens es zulässt –, das dann dosiert der ARA zugeleitet wird. So können pro Jahr durchschnittlich 43 000 Kubikmeter bisher überlaufendes Wasser gereinigt werden.

Das zusätzliche Wehr im Stollen, das auch Schwankungen der Abwassermenge im Tagesverlauf ausgleicht, trägt zudem bei zu möglichst regelmässiger Auslastung der ARA. Das wirkt sich auch positiv aus mit höherem Gewinn von Energie beim Reinigen und aus Wärme im gereinigten Wasser.

Baustelle im Untergrund

Die Delegierten der Verbandsgemeinden haben die Investition mit dem Finanzplan genehmigt. Der AVA-Verwaltungsrat hat darauf den Kredit von 1,5 Mio. freigegeben und kann nun die Arbeiten vergeben. Projektiert haben Spezialisten aus Deutschland. Bauen werden von Ende Juli bis Ende Jahr Arbeitsgemeinschaften von Spezialisten für Tunnelbau und Firmen der Region. Zu sehen sein wird nicht viel, weil hauptsächlich im Untergrund gebaut wird. Baulärm wird trotzdem entstehen – weil gesprengt werden muss.

Die Region vom Dreck befreit

Altenrhein. Als Oberbauleiter, Betriebsleiter und Geschäftsführer prägte Urs Keller die bisherigen 40 Jahre des Abwasserverbandes Altenrhein. Nachfolger des Bauingenieurs ist ab morgen Biochemiker Christoph Egli.

Das entspricht der Entwicklung der Abwasserreinigung für die Region Rorschach-Unteres Rheintal-Vorderland: Nach dem Aufbau der Anlage in Altenrhein und des Kanalnetzes von Goldach bis St. Margrethen und Eggersriet bis Walzenhausen sowie dem Ausbau seit 15 Jahren verlagert sich der Schwerpunkt nun zur Optimierung von Reinigungsprozessen.

Pionieranlage abgerundet
Als letzte grosse Neuerung unter Leitung von Urs Keller ging in der ARA Altenrhein der erste Teil einer Niedertemperatur-Bandanlage zum Trocknen von Schlamm mit Energie aus dem gereinigten Wasser in Betrieb. Hier, beim Klärschlamm, leistete der nun in den Ruhestand tretende Geschäftsführer Pionierarbeit mit dem Verwerten als Brennstoff für die Zementindustrie. Heute nutzen zwanzig weitere ARA in der Ostschweiz die Anlage in Altenrhein zum Trocknen ihres Schlamms.

Zuerst besonders Bauaufgaben
Am Anfang standen andere Fragen. Bäche waren Kloaken, im See schwammen Reste industrieller Lebensmittelproduktion, das Wasser wurde getrübt durch Chemisches aus Textilwerken. Eher spät machte sich 1967 auch die Region Rorschach an die Abwasserreinigung. Damit das immer noch belastete Wasser nicht in die Rorschacher Bucht mit Trinkwasserfassungen geriet, wählten die Planer den Standort am Alten Rhein. Unter dem Präsidium von Matthias Staub, damals Gemeindammann von St. Margrethen, bildete sich der Abwasserverband Altenrhein (AVA), dem sich 13 Gemeinden anschlossen. Die Anfrage, Koordinator der riesigen Bauwerke für die Reinigungsanlage und das Kanalnetz zu werden, erreichte den jungen Ingenieur Urs Keller in Amerika. Auf einem Zeltplatz, erinnert er sich, schrieb er bei Kerzenlicht die Bewerbung. Als Oberbauleiter war er dann unterwegs auf bis zu 25 Baustellen, vom riesigen Stollen zwischen Rorschach und dem Fuchsloch bis zu Kanalbauten im Pressverfahren ohne Gräben.

Verlagerung zur Biologie
Nach acht Jahren, ab 1975 floss Abwasser in die ARA Altenrhein. Mit acht Beschäftigten nahm der AVA den Betrieb auf – heute sind es 23, während der Ausbauphase waren es noch einige mehr. Urs Keller wurde als Betriebsleiter berufen. Weiterhin war er auch als Baufachmann gefordert, etwa wenn Abwasser der Rorschacher Feldmühle neutralisiert werden musste, weil es Beton zersetzte.

Die Belastung des Alten Rheins blieb ein kniffliges Problem. Schaum und Farben zogen ihre Spuren von der ARA in den See, auch neue Vorschriften riefen weitergehender Reinigung des Abwassers. Aus Vorarlberg kam die Forderung nach einer Leitung bis in tieferes Seewasser. Urs Keller, der 1987 von Matthias Staub die Geschäftsführung des AVA übernommen hatte, war von einer günstigeren und für die Umwelt wirkungsvolleren Lösung überzeugt: mit Filtration ergänzend zur ohnehin nötigen biologischen Reinigungsstufe. 1991 begannen Ausbauten des AVA für 80 Mio. Fr. und des grösseren Schlammverbundes für 27 Mio. Sie sind jetzt nach Terminplan und zu diesen Kosten abgeschlossen. Und nun zeigen sich auch die Vorarlberger Instanzen zufrieden mit der Wasserqualität im Alten Rhein.

Schweizweit vorne dabei
Altenrhein hielt beim Fortschritt der Abwasserreinigung gut mit, wurde Partner in Erfahrungsgruppen grosser und mittlerer ARA. Der Vergleich von 27 solcher Anlagen in der Schweiz zeigt, dass Altenrhein bei der Restbelastung des Wassers und bei den Kosten besser ist als der Durchschnitt und bei der Schlammtrocknung deutlich günstiger.

In einer solchen Gruppe und zur Dokumentation der AVA-Geschichte wird sich Urs Keller auch im Ruhestand noch mit Abwasser befassen. Mehr Zeit will der Goldacher jedoch nutzen, um die Arbeit seiner Schwester in einem Dorf für Behinderte in Indien zu unterstützen als Spendensammler und wie früher zu malen.

Als neuer AVA-Geschäftsführer startet Dr. sc. nat. Christoph Egli aus Horn. Den Biochemiker mit Erfahrung aus der Forschung und von Tätigkeit in der Lebensmittelindustrie reizte an dieser Aufgabe der Einsatz für Ökologie und für die Öffentlichkeit.

Biochemiker für Bioreaktor
Als Biochemiker eine ARA zu leiten, habe guten Grund: «Sie ist vor allem ein grosser Bioreaktor.» Nachdem die Anlage baulich und technisch auf neusten Stand ist, geht es nun verstärkt um Reinigungsprozesse wie beim angelaufenen Versuch mit neuen Bakterienstämmen, um noch weitergehende Energiegewinnung aus Gas, Schlamm und Wasser oder um die Rückgewinnung von Rohstoffen wie Phosphor.