Verdorben ist nicht verloren

Verarbeitung der Lebensmittelabfälle der Migros Ostschweiz, Beitrag im Mitarbeitermagazin

Artikel Ausgabe 2/2014

Kläranlagen im Paradigmenwechsel

Im SQS-Global Flash wird am Beispiel des AVA der Strukturwandel in der Abwasserbranche beschrieben.

Beitrag SQS Global Flash

Faulraum-Innenisolation

Der Fachbeitrag in der Zeitschrift ‚Aqua&Gas‘ vom März 2015 beschreibt den Einbau der bislang noch nicht erprobten Innenisolation im Nachfaulraum und die dadurch erzielte Energieeinsparungen.

Beitrag ‚Aqua&Gas‘ 03/2015

Verstecktes Potenzial in Kläranlagendaten

In einem Fachartikel in der Zeitschrift ‚Aqua&Gas‘ vom Februar 2015 wird eine Software zur Datenauswertung und damit verbundener Anlagenoptimierung beschrieben. Die Fällmittelbewirtschaftung bei der ARA Altenrhein dient dabei als Anwendungsbeispiel.

Beitrag ‚Aqua+Gas‘ 02/2015

AVA lanciert neue Projekte

Präsident Robert Raths und Geschäftsführer Christoph Egli orientieren die 34 Delegierten der 13 Gemeinden im Abwasserverband Altenrhein über ambitiöse Pläne. Für 2015 sind Investitionen von 10,8 Millionen Franken freigegeben.

von Elmar Büchel

Diverse Anlagen des Abwasserverbandes Altenrhein (AVA) haben ihr Lebensalter erreicht und müssen erneuert werden. Diese Situation stellt in der aktuellen Cleantec- und Energiediskussion eine grosse Chance dar. In den vergangenen Monaten wurden die Energieanlagen in Altenrhein komplett umgebaut.

Kraftwerk erneuert

Im Zentrum dieser Erneuerungen steht ein neues grosses Blockheizkraftwerk mit einer maximalen elektrischen Wirkleistung von über 800 Kilowatt. Dieses ersetzt die drei alten Aggregate und erhöht dies Stromproduktion für den Eigengebrauch um rund 30 Prozent. Parallel dazu wurde die Notstromversorgung erneuert, die primär dazu dient, bei Stromausfall den Betrieb des Hauptpumpwerks und der biologischen Reinigung aufrechtzuerhalten. Im Zuge der Anpassungen der Energieanlagen wurde die gesamte Wärmeverteilung neu ausgelegt. Ein erweitertes Messsystem ermöglicht eine bessere Überwachung und Bilanzierung der Wärmeanlagen.

Energieeffizienz erhöht

Der AVA hat den effizienten Energieeinsatz in seinem Leitbild festgehalten und betreibt ein Energiemanagement-System nach ISO 50001. Daraus abgeleitet werden Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz laufend umgesetzt. So werden in den kommenden Monaten die Trockenwetterpumpen des Hauptpumpwerks durch dem Zulauf angepasste Pumpen mit besserem Wirkungsgrad ersetzt. Weiter werden die Drehkolbengebläse für das Bereitstellen der Luft für die biologische Reinigung noch im laufenden Jahr durch Turboverdichter abgelöst. Dank spezieller Magnetlager ist der Betrieb kontakt- und verschleissfrei. Diese Turboverdichter sind viel energieeffizienter als herkömmliche Verdichter.

Bereits abgeschlossen ist nach Auskunft von Geschäftsführer Christoph Egli das Projekt Schlammentwässerung, bei dem die 20 Jahre alte Zentrifuge für die Entwässerung des Klärschlammes ausgewechselt wurde. Seit August läuft ein Aggregat, das jährlich rund 200 000 Kilowattstunden weniger Strom verbraucht.

Baubeginn Anfang 2015

Seit die beiden Gemeinden Rehetobel und Speicher im September 2012 dem Beitritt zum AVA zugestimmt haben, läuft die Planungsphase zur Erschliessung der beiden neuen Verbandsgemeinden. Das detaillierte Bauprojekt wurde im Sommer vorgestellt. Die erste Tranche an Tiefbau-, Rohrverlegungs- und Bohrungsarbeiten wurde ausgeschrieben. Läuft alles nach Plan, wird mit der Bautätigkeit im März 2015 begonnen. Die Erstableitung des Abwassers der Gemeinde Rehetobel erfolgt voraussichtlich im Frühling 2016. Weiter geht es dann mit dem Anschluss der Gemeinde Speicher ans AVA-Kanalnetz.

Um für den Unterhalt des grösser werdenden Kanalnetzes im Hügelgebiet des Appenzeller Vorderlandes gerüstet zu sein, wird das ältere der beiden Kanalreinigungsfahrzeuge ersetzt. Der neue Dreiachser mit kurzem Radstand bietet eine gleich grosse Nutzlast und vergleichbare technische Möglichkeiten wie sein grösserer Bruder. Damit wird die AVA-Kanalreinigungsequipe zukünftig flexibler agieren können.

Spurenstoffe zerstören

Die Abwasserreinigung Altenrhein (ARA) arbeitet so effektiv wie nie zuvor und erbringt die gewünschte Reinigung für Grobstoffe, Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor. Davon ausgenommen sind noch Mikroverunreinigungen und hormonaktive Spurenstoffe. Diese gelangen über diffuse Quellen wie die Landwirtschaft und über Punktquellen etwa in der ARA in die Gewässer. Die 100 grössten Kläranlagen der Schweiz müssen von Gesetzes wegen Anlagen zum Abbau der Spurenstoffe erstellen. Im Vordergrund steht die Zerstörung dieser Stoffe durch eine Ozonierung, gefolgt von einer adsorptiven Stufe und weiterem biologischen Abbau. In Altenrhein läuft die Projektierungsphase. Der Gesamtplaner-Auftrag ist derzeit öffentlich ausgeschrieben.

Mehr Energie aus wenig Wasser

Bereits aus Wasser, das nur knapp zwei Meter pro Sekunde fliesst, gewinnt eine neue Turbine aus Roggwil rentabel Alternativenergie. Das sehen Leiter von Abwasserreinigungsanlagen bei der Pilotanlage in der ARA Altenrhein.

FRITZ BICHSEL, 3. Oktober 2014

Der Horner Roman Bühler erfindet Anlagen zur Gewinnung von Alternativenergie. Bekannt wurde er mit den in Horn produzierten Windturbinen als Alternative zu grossen Windrädern. Nun entwickelte er bei der RLK Engineering in Roggwil für den gleichen Zweck eine Wasserturbine mit schwenkbaren Flügeln und einer neuartigen patentierten Steuerung.

Als Partnerin für einen Probelauf fand RLK die Abwasserreinigungsanlage Altenrhein. Sie ist laufend daran, noch mehr Energie aus Wasser, Schlamm und Gärung zu gewinnen. «Gerne unterstützen wir Firmen, die auf diesem Gebiet Neues bieten», sagt Geschäftsführer Christoph Egli. Hier ging es erst darum, in einem gut zugänglichen Kanal das Erproben eines kleinen Typs von «Waterblade» zu ermöglichen. Ob es im Netz des regionalen Abwasserverbandes Altenrhein Möglichkeiten gibt, diese Turbine wirtschaftlich einzusetzen, wird noch geprüft.

«Energie zu 100 Prozent nutzen»

Nach drei Monaten Betrieb stellte RLK die Turbine und die Resultate gestern Leitern von Abwasserreinigungsanlagen im internationalen Bodenseeraum vor. «Wir konnten fast 100 Prozent der Energie aus dem Wasser nutzen und wollen noch ganz auf 100 kommen», sagt Martin Frei, der Geschäftsleiter von RLK Engineering. Einsatzmöglichkeiten für «Waterblade» sieht er von Bächen oder kleinen Kanälen bis zu grossen Flüssen und dem Meer, wo die Wasserbewegung mit Ebbe und Flut genutzt werden kann. Das Produkt sei nun bereit für den Markt und etwa ab Frühjahr 2015 lieferbar. Drei Anlagen sind inzwischen in Betrieb. Für effiziente Serienproduktion sollten etwa zwanzig Bestellungen zusammenkommen. Eine kleine Anlage ist erhältlich ab 15 000 Franken zuzüglich Montage- und Anschlusskosten. Ein solches auch für Private geeignetes Kleinkraftwerk für Alternativenergie wird von der öffentlichen Hand subventioniert.

Ein möglicher Knackpunkt war das Lager aus Kunststoff, um das sich die Turbine ständig dreht. «Doch nach drei Monaten zeigt sich keinerlei Abnützung», freut sich Martin Frei.

Altes Prinzip, neue Technik

Fliessendes Wasser trifft auf Schaufeln und setzt diese in Bewegung. Das wird schon lange genutzt, wie einst mit Wasserrädern zum Antrieb von Mühlen. Die neue Strömungsturbine Waterblade dreht sich um einen Generator, womit Wasserkraft direkt in elektrische Energie umgewandelt wird. Und sie ist so kompakt, dass sie mit geringem Platzbedarf direkt in ein Fliessgewässer oder einen Kanal eingesetzt werden kann. Zudem arbeitet sie auch ganz unter Wasser. Ganz neu ist die ausgeklügelte Steuerung – worauf RLK Engineering spezialisiert ist. Sie sorgt dafür, dass jede der beweglichen Schaufeln stets im optimalen Winkel für effiziente Energienutzung steht. «So können wir die Kraft beim Eintritt des Wassers in die Turbine und nochmals beim Wiederaustritt nutzen», erklärt Erfinder Roman Bühler. «Damit erzielen wir eine Wirkung von fast und bald einmal wohl ganz hundert Prozent.»

Im heutigen Markt sind Anlagen gefragt, die sich durch die gewonnene Energie und allfällige Beiträge innert weniger Jahre amortisieren. «Das erreichen wir mit unseren Waterblade-Turbinen bereits ab einer Fliessgeschwindigkeit von 1,7 Metern pro Sekunde», sagt Martin Frei.

AVA erneuert und vergrössert sich

Die Aufnahme von Rehetobel und Speicher zieht eine Vergrösserung des Kanalnetzes des Abwasserverbands Altenrhein nach sich. Während die Kanäle Ende 2016 fertig sein sollen, laufen in Wolfhalden und Thal kleinere Projekte.

von Corina Tobler, St.Galler Tagblatt, 9.04.2014

AVA-Altenrhein: Presseschau

Mit der Neuaufnahme der Gemeinden Rehetobel und Speicher wächst der Abwasserverband Altenrhein (AVA) auf 15 Gemeinden an. Die Entwässerung der beiden neuen Verbandsmitglieder erfolgt über das Goldachtal. Die Planungsphase für den Anschluss Goldachtal, der zurzeit auf 6,4 Millionen Franken exklusive Subventionsbeiträge des Kantons Appenzell Ausserrhoden budgetiert ist, läuft intensiv und soll im Sommer abgeschlossen sein. Herausforderndes Gelände Der Baustart ist laut Frank Lükewille, Leiter Siedlungsentwässerung beim AVA, auf Frühling 2015 vorgesehen. «Wir haben das Projekt mit den Gemeinden bestmöglich vorbereitet. Wir führten eine Machbarkeitsstudie und eine Bauermittlung bei den kantonalen Fachstellen durch und haben Gespräche mit den betroffenen Grundeigentümern geführt. Somit stehen die Vorzeichen gut und es sollten keine grossen Stolpersteine mehr vorhanden sein», sagt Lükewille. Läuft alles nach Plan, beginnt in einem Jahr der Bau ab Rehetobel, das ab Frühling 2016 ans Netz angeschlossen sein sollte. Direkt im Anschluss folgt Speicher, das bis Herbst 2016 Teil des AVA-Netzes sein soll. Für die Gemeinden Trogen und Wald besteht laut Lükewille nach wie vor die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt ihre gemeinsame Kläranlage aufzuheben und ebenfalls übers Goldachtal ans AVA-Netz angeschlossen zu werden. Unbeschränkt sind die Kapazitäten aber nicht: «Das Netz ist nicht dafür gemacht, beliebig viele Gemeinden aufzunehmen. Der Ausbau bedingt, dass das Netz sinnvoll bewirtschaftet wird. Die Abflussmengen müssen kontrolliert werden.» Der Bau der Leitungen für Rehetobel und Speicher ist insbesondere aufgrund der Topologie nicht alltäglich. «Speziell ist, dass das Projekt zwei sehr lange Düker umfasst, einer misst 2,8 Kilometer, der zweite 1,7 Kilometer», sagt Lükewille. Düker sind v-förmig und werden benötigt, um Tiefpunkte im Gelände zu überwinden – das Wasser muss also streckenweise aufwärts fliessen. Das funktioniert über den Wasserdruck, der im abfallenden Teil des Rohrs entsteht; ähnlich wie bei einer Giesskanne. «Die Länge der Düker macht das Projekt schweizweit zu einer Rarität.» Neue Pumpen am Steinlibach Das Grossprojekt Anschluss Goldachtal ist die grösste, aber nicht die einzige Neuerung am Kanalnetz des AVA. Zurzeit läuft die Kanalsanierung Hasli/Vorderhasli in Wolfhalden, die mit 265 000 Franken budgetiert ist. Auf einer Strecke von 850 Metern wird die Dichtigkeit der Rohre geprüft und ein Bagger ersetzt die schadhaften Rohre. Nötig ist die Sanierung, weil der Kanal stellenweise stark deformiert ist. «Beim Auffüllen des Leitungsgrabens in den Siebzigerjahren wurden auch Steine eingesetzt, die das Rohr mit der Zeit verformt haben. Punktuell haben wir schon 2010 saniert. Es war zu einem Aufstau gekommen, da der Querschnitt des Kanals zu klein geworden war», erklärt Lükewille. Die Arbeiten sollen noch etwa zwei Wochen dauern. Erst in der Planungsphase ist hingegen das zweite Projekt, das im laufenden Kalenderjahr realisiert werden könnte. Beim bestehenden Pumpwerk Steinlibach in Thal sollen zwei neue Pumpen eingebaut werden. Der Grund: «Es gibt einen grossen Zulaufkanal unter der Wiese zwischen Airport und Kläranlage, der ein Stauvolumen von 8000 Kubikmetern hat. Dieses haben wir bis jetzt nicht konsequent genutzt, könnten aber damit die Gewässer entlasten. Wenn aber der Kanal voll ist und es weiter regnet – was passieren kann – würde es ohne Notentlastung Probleme geben, Überschwemmungen zum Beispiel», erklärt Lükewille. Die neuen Pumpen können solch einen Wasserüberschuss in den Steinlibach abpumpen. Der AVA hat dafür eine Million Franken budgetiert. «Die Pumpen sollten spätestens 2015 realisiert sein; wenn’s gut läuft schon im Herbst dieses Jahres.» Schütze Wiggen automatisiert Bereits abgeschlossen sind zwei weitere Verbesserungen im Kanalnetz. Die erste betrifft den Zulauf zum 2008 erstellten Wirbelfallschacht in Rorschacherberg. Dank des Schachts wird eine grosse Abwassermenge über den Fuchslochstollen zur Kläranlage in Altenrhein geleitet. Der frühere Fliessweg zum Regenbecken Waldau wurde als Notentlastung aufrechterhalten. Die Schützen zur Aktivierung der Notentlastung werden neu automatisch statt manuell bedient, weil die manuelle Bedienung zu zeitaufwendig war. Die Massnahme kostete 246 000 Franken und ermöglicht, die Schützen innert Minuten aus der Leitzentrale fernzusteuern. Auch im Querstollen Buechen östlich des Sportplatzes Bützel gab es eine Änderung. Unter der Decke ist neu ein schützendes Netz aus Wellengitter angebracht. Der Stollen ohne Wandauskleidung dient als Zugang zum Hauptstollen. Im Querstollen kommt es immer wieder zum Abbruch kleiner Gesteinsbrocken, was eine Gefahr für die AVA-Mitarbeiter darstellte. Das Netz fängt das Material nun auf.

Noch mehr Energie aus der ARA

Die Gemeinden Rehetobel und Speicher sind dem AVA beigetreten. Das muss in der Vereinbarung der beteiligten Gemeinden bestätigt werden. Gleichzeitig will der Verwaltungsrat weitere Punkte anpassen: die Kreditkompetenz für den Rat und die Delegierten erhöhen, den Verbandszweck erweitern – nebst Gewässerschutz auch Energieproduktion und Recycling. In Heiden und Walzenhausen stimmen die Bürger darüber an der Urne ab. In den anderen Gemeinden – von Eggersriet, Untereggen und Goldach ostwärts bis St. Margrethen – unterstanden die Änderungen dem Referendum. Die Bürger verlangten keine Abstimmung.

Stromverbrauch massiv gesenkt
In der ARA Altenrhein wird das Abwasser aus dem Verbandsgebiet gereinigt und Klärschlamm aus einem noch viel grösseren Gebiet getrocknet. Dafür ist so viel Strom und Wärme nötig, wie ein Dorf mit etwa 3000 Einwohnern verbraucht. Aus Abwasser und Klärschlamm kann aber auch Energie gewonnen werden. Zusammen mit der Vergärung von Speiseabfällen erreicht die ARA Altenrhein nach Auskunft von Geschäftsführer Christoph Egli einen hohen Selbstversorgungsgrad von gut 70 Prozent. Dafür wurde sie 2012, wie drei weitere Anlagen in der Ostschweiz, ausgezeichnet mit der «Médaille d’eau» für energieeffiziente Abwasserreinigung.

Die ARA Altenrhein ist also bereits in der Energieproduktion und im Recycling vergärbarer Stoffe tätig. In diesen neu in den Zweckartikel des Verbandes aufgenommenen Bereichen sind aber weitere Schritte geplant. Abwasser fliesst von Hängen und durch Gebiet mit geringem Gefälle zur ARA. Aber bereits auf diesem Weg durch gut 300 Kilometer Leitungen muss es Tobel und Hügel überwinden. Dafür sind gut 200 Pumpen im Einsatz. Mit viel Energie muss es dann aus dem Hauptkanal in die Anlagen und in diesen von der mechanischen über die biologische Reinigung bis zur Filtration transportiert werden. Für biologische Reinigung wird zudem viel Luft eingepresst. Schlamm wird ebenfalls über mehrere Stationen behandelt und transportiert. Für all das ist Strom nötig. Christoph Egli kann aber berichten, dass die ARA Altenrhein bei der Abwasserreinigung innert weniger Jahre einen Drittel des Stroms einsparte. Das ermöglicht Ersatz oder Umbau von Anlagen und Optimierung von Prozessen. Dabei wagte sich diese ARA auch auf Neuland.

Wärme für die ARA und das Dorf
Die für Reinigung und Trocknung nötige Wärme produziert die ARA Altenrhein zu 100 Prozent selber: Aus dem Abwasser gewinnt sie Wärme zurück mit Wärmepumpen, das Klärgas nutzt sie für ein Blockheizkraftwerk. Christoph Egli erklärt, dass durch Optimierungen auch hier die Effizienz stieg. So entstand auch Kapazität für einen von der Gemeinde in Aussicht genommenen Wärmeverbund. Sie prüft, Haushalte und Betriebe in Altenrhein mit Wärme aus der ARA zu versorgen.

Der AVA hat weitere Energieprojekte. Derzeit wird die Energie-Verteilzentrale neu gebaut und werden Gebäudedächer vorbereitet für die Nutzung von Sonnenenergie durch Photovoltaik auf 900 Quadratmetern. Das entspricht etwa dem Bedarf von 25 Einfamilienhäusern. Die Geschäftsleitung prüfte auch Abwasser in Leitungen mit einiger Höhendifferenz und Wind als Energiequellen. Die Wirkung erwies sich hier aber als gering.

Stoffe und Energie gewinnen
Energie enthält auch getrockneter Schlamm. Er dient als Brennstoff bei der Zementherstellung. Wie Christoph Egli darlegt, wird geprüft, ihn selber zu verwerten, um Phosphor zurückzugewinnen. Auch für Energie aus Vergärung gibt es ein weiteres Projekt: Grüngut aus Sammlungen in der Region verwerten. Eine Anlage in Altenrhein würde die Lücke schliessen zwischen der bestehenden im Rheintal und der für die Region Arbon in der ARA Morgental geplanten.

Kläranlagen werden Kraftwerke

Alle fünf Jahre zeichnet der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) und Energie Schweiz die besten und ökologischsten Kläranlagen der Schweiz mit der Médaille d’eau aus. Der Preis wurde kürzlich das dritte Mal verliehen. Und auch dieses Jahr sind wiederholt zwei Verbände aus der Region dabei: der Abwasserverband Altenrhein (AVA) und der Abwasserverband Morgental in Steinach (AVM). Die Kläranlagen unternähmen grosse Anstrengungen, um die Energieeffizienz zu erhöhen, heisst es in einer Mitteilung vom VSA und Energie Schweiz. Für die Betreiber der Anlagen ist die Médaille d’eau eine Wertschätzung für die Anstrengungen der vergangenen Jahre.

Wandel zum Energiepark
«Zurzeit beschäftigt uns vor allem das Thema der entstehenden Energiezentrale. Der AVM soll sich zum Energiepark wandeln», sagt Geschäftsführer des Abwasserverbands Morgental (AVM), Roland Boller. Der Neubau soll bis im Jahr 2015 abgeschlossen sein. Mit der Zentrale sollen sechs Energieprojekte realisiert werden. Die umliegenden Gemeinden Steinach, Arbon und Roggwil sollen über die neue Zentrale mit Fernwärme versorgt werden. Zusätzlich befinden sich in der Zentrale vier Gasturbinen, die mit dem anfallenden Gas der Kläranlage Strom produzieren. Das Energieparkprojekt wird in Zusammenarbeit mit dem Stromlieferanten EBM und der Stadt St. Gallen durchgeführt. Weitere Projekte seien bereits in der Umsetzung oder in Planung, sagt Boller. So zum Beispiel die Holzwärmezentrale (HWZ), die sich bereits im Bau befindet. Diese verwertet Altholz, und die gewonnene Energie wird dem Wärmeverbund zugeführt. Zusätzlich soll im Jahr 2015 eine Biogasanlage und eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen werden. «Wir bemühen uns, einerseits mehr Strom einzusparen und andererseits mehr Strom zu produzieren», sagt Roland Boller. Das Ziel sei die Realisierung eines autarken Energiehaushaltes.

Mehr Power im Kraftwerk
Auch der Abwasserverband Altenrhein (AVA) beschäftigt sich mit dem Thema Energieeffizienz. «Wir arbeiten seit geraumer Zeit unter Hochdruck an der Energiefrage. Die Médaille d’eau zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt der Geschäftsführer des AVA, Christoph Egli. «Der gesamte Energieverbrauch konnte in den vergangenen Jahren um 20 Prozent gesenkt und die Stromproduktion um rund 60 Prozent erhöht werden», sagt Egli. Weiteres Energiepotenzial schlummert im gereinigten Abwasser. In einem Pionierprojekt werde zudem versucht, im Klärschlamm gebundenes Phosphor zurückzugewinnen und thermisch zu nutzen. Dies wäre ein Durchbruch. «Mit diesem Projekt verfolgen wir das Ziel, bestehende Anlagen bestmöglich zu nutzen», sagt Egli.

Trübes Wasser, klarer Gewinn

ALTENRHEIN. 54 047 Frauen, Männer und Kinder sowie viele Betriebe in 13 Gemeinden profitieren von der Arbeit des Abwasserverbandes Altenrhein. In dessen Anlage wurden im vergangenen Jahr über neun Millionen Kubikmeter Wasser oder über neun Milliarden Liter gereinigt. Das sind etwa anderthalb Millionen Kubikmeter mehr als im Vorjahr. Christoph Egli, Geschäftsführer, führt das auf die deutlich höhere Niederschlagsmenge aus den Mischsystemgebieten zurück. Mehr Abwasser gab es aus den privaten Haushalten zu reinigen, weniger aus Industrie- und Gewerbebetrieben. Letzteres sei unter anderem auf die Produktionsschliessung der Kopp AG in Rorschacherberg zurückzuführen.

Und dann waren’s zwei mehr
In naher Zukunft wird durch die Abwasserreinigungsanlage Altenrhein noch mehr Wasser fliessen. Denn im vergangenen Jahr haben sich die Gemeinden Rehetobel mit etwa 2500 Einwohnern und Speicher mit etwa 3400 Einwohnern entschieden, dem Verband beizutreten. «Der Anschluss an unsere Grosskläranlage ist bezüglich der Reinigungsleistung und aus wirtschaftlicher Sicht vorteilhaft», schreibt Christoph Egli. Jetzt würden die Projekte für den Anschluss der Gemeinden ausgearbeitet. Egli sagt, dass der Anschluss von Rehetobel im Jahr 2015 erfolgen könne. In einer zweiten Phase ist dann die Reihe an Speicher, und zwar ungefähr zwei Jahre später.

«So gut wie nie zuvor»
Zufrieden sind Verwaltungsratspräsident Robert Raths und Geschäftsführer Christoph Egli mit der Reinigungsleistung, die «noch nie so gut war wie in diesem Jahr. Die Einleitbedingungen wurden erstmals lückenlos erfüllt.» Besonders bemerkenswert sei diese Tatsache, weil dies mit geringerem Energie- und Fällmitteleinsatz erreicht worden sei.

Erfreulich auch, dass der Energiebedarf weiter vermindert werden konnte, und zwar um über 20 Prozent innerhalb zweier Jahre. In absoluten Zahlen ausgedrückt: von 11,2 auf 8,9 Gigawattstunden. Und positiv auch, dass es nicht mehr stinkt bei der Anlage. «Es sind im vergangenen Jahr keine entsprechenden Reklamationen mehr eingegangen», stellt Egli zufrieden fest. Dass es da oder dort trotzdem einmal zu Geruchsimmissionen im Kanalnetz komme, sei in der Branche in der ganzen Schweiz unumgänglich. Entsprechenden Hinweisen gingen sie selbstverständlich nach. Während des ganzen vergangenen Jahres hätten sie über alle Geschäftsprozesse lediglich sieben Vorfälle mit wenig gravierenden Auswirkungen registriert.

Mehr Gas und Strom
In seinem Rückblick erwähnt Christoph Egli auch die Annahmestation für Speiseabfälle. Entgegengenommen werden von Haushalten, aus Gewerbe und Industrie biogene Abfälle, Gastroabfälle, überlagerte Lebensmittel, Retouren aus dem Detailhandel und Fehlproduktionen. Im ersten vollen Betriebsjahr seien 3732 Tonnen Material angeliefert worden. Eglis Bilanz: «Die Klärgasmenge konnte dank dieser mit vergärten Stoffe um 36 Prozent auf 2,4 Millionen Kubikmeter gesteigert werden, und die in den eigenen Blockheizwerken produzierte Strommenge stieg gar um 45 Prozent auf knapp dreieinhalb Kilowattstunden an.»

All die Anstrengungen um die Energieeffizienz machen sich nicht nur in Zahlen innerhalb der Anlage bemerkbar. Sie werden auch von aussen her honoriert. So wurde der Abwasserverband in diesem Jahr mit der «Médaille d’eau» ausgezeichnet (Ausgabe vom 5. März 2013).

Weniger investiert
Auch finanziell hat sich der Abwasserverband Altenrhein nicht zu beklagen. Die Rechnung 2012 schliesst mit einem historisch tiefen Verschuldungsfaktor und mit einem Ertragsüberschuss von 110 917 Franken ab, dies nach Abschreibungen und Einlagen in verschiedene Vorfinanzierungen in der Höhe von gut vier Millionen Franken.

Investiert wurde im Berichtsjahr mit 2,5 Millionen Franken «weit weniger als in den Vorjahren», sagt Christoph Egli. Budgetiert waren 4,87 Millionen Franken. Egli begründet: «Einige Projekte waren noch nicht ausführungsreif oder haben sich verzögert.» Für das laufende Jahr werden Investitionen von 5,5 Millionen Franken budgetiert.

Die Jahresrechnung 2012 wurde an der Delegiertenversammlung Ende Februar genehmigt.