Drei Tonnen in einem Schub

Bei starkem Regen kann sich ein Regenüberlaufbecken mit einem Fassungsvermögen von rund 500 Kubikmetern in drei bis vier Minuten bis an den Rand füllen. Da das Kanalnetz und die Abwasserreinigungsanlage (ARA) nicht die gesamte Wassermenge aufnehmen können, kommt es zu sogenannten «Entlastungen». Das Gemisch aus Regenwasser und Abwasser überlauft und fliesst direkt in den Bodensee.

Vor einem Jahr nahm der Abwasserverband Altenrhein (AVA) deshalb ein Stauwehr im Abwasserstollen in Betrieb, das einen grossen Teil des Wassers zurückhalten kann, bis die Abwasserreinigung freie Kapazität hat.

«Aktiver Gewässerschutz»
Im Bestreben, die Wasserqualität in der Seebucht noch mehr zu verbessern, werden nun auch noch die Regenüberlaufbecken in der Region – von Untereggen bis St. Margrethen gibt es deren 20 – auf den neusten technischen Stand gebracht. Im Moment sind die Sanierungsarbeiten beim Regenüberlaufbecken «Waldau» in Rorschacherberg in vollem Gange. Das Becken wurde Ende der 60er-Jahre erbaut und seither nicht mehr saniert. «Die technischen Einrichtungen sind nicht mehr genügend», sagt Projektleiter Ernst Hohl vom AVA. «Mit den Sanierungen wollen wir dem Bodensee etwas Gutes tun und aktiven Gewässerschutz betreiben.»

Spülkippen auf dem Dach
Die Funktionsweise der Regenbecken bleibt sich auch nach der Sanierung gleich: Das Mischwasser fliesst unter dem Becken durch. Sobald mehr als 400 Liter pro Sekunde hindurchströmen, reguliert ein Schieber den Abfluss auf die vorgegebene Wassermenge. Das Wasser sammelt sich im Becken an. Wenn es stillsteht, trennt sich das Dreckwasser vom normalen Regenwasser, indem die schweren Teile zu Boden sinken. So überläuft nur das Regenwasser und der Dreck kann in die Kläranlage abgeleitet werden. Neu ist nun, dass der Überlauf mit einer sogenannten «Tauchwand» kombiniert ist. So können grössere Gegenstände, die im Wasser schwimmen, besser herausgefiltert werden. Der Schieber, der den Wasserzufluss reguliert, kann neu von der Abwasserreinigungsanlage ferngesteuert werden.

Die wichtigste Neuerung hängt aber mit der Situation zusammen, wenn das Wasser abfliesst und der Dreck auf dem Boden des Beckens trocknet. Wenn es sich nach einem starken Regenguss dann schnell füllt, werden die Verunreinigungen aufgewirbelt und fliessen bei der «Entlastung» auf direktem Weg in die Hörnlibuck-Bucht. Um den Badeort besser zu schützen, mussten die Becken bisher regelmässig mit Schläuchen abgespritzt werden. Im Zuge der Sanierung fand der AVA nun eine bessere Lösung: Er liess Spülkippen installieren. Sie sind auf dem Dach des Betriebsgebäudes angebracht und vermögen mindestens das Doppelte ihres Eigengewichts an Wasser zu fassen.

Boden mit Gefälle
Wenn sich nun Dreck am Beckenboden ansammelt, lässt der AVA die zwei Spülkippen mit Trinkwasser füllen. Sobald sie voll sind, verschiebt sich der Schwerpunkt und sie entleeren sich automatisch in das unterirdische Wasserbecken: Mit einer Schubkraft von je 1,5 Tonnen Wasser reisst die Flut den Dreck mit in Richtung Kläranlage. Der Boden wurde nach dem Gefälle hin zum Abflussrohr erneuert. So können die insgesamt drei Tonnen Wasser aus den Spülkippen gleichmässig fliessen und das Regenüberlaufbecken wird bestmöglich sauber gehalten.

Während der Bauarbeiten mussten Baumeister Robert Willi und seine Mitarbeiter mehr als einmal vor den sekundenschnell ansteigenden Wassermassen ans Tageslicht flüchten. An der Oberfläche gibt es für die Firma Willi Bau AG aber auch zu tun. Zusammen mit dem Elektrizitätswerk Rorschacherberg (EW) erstellt der AVA ein Betriebsgebäude. Im kleineren Raum bringt der AVA technische Armaturen unter, im grösseren Raum richtet das EW eine Trafostation ein.

Halbe Million Franken
Im April begannen die Sanierungsarbeiten des Regenbeckens «Waldau». Im November soll es laut Plan fertiggestellt sein. Weitere Becken, wie «Speck» in Staad, sind bereits saniert. Laut Projektleiter Ernst Hohl werden im Verlaufe der nächsten sechs bis sieben Jahre alle 20 Standorte erneuert. Insgesamt investiere der AVA zwischen fünf und acht Millionen Franken. «Waldau» koste rund eine halbe Million Franken. Dabei ist der Anteil, den das EW für seinen Teil des Gebäudes übernimmt, nicht mitberechnet.

Faulend und stinkend – sauber und mehrlagig

«Sauber und mehrlagig» steht als Titel über der ersten Seite, dort, wo bei anderen Jahresberichten spröd «Inhaltsverzeichnis» steht. Als Illustration ist eine Klorolle mit einladend abgerollten drei Blättern abgebildet. Der Mix von gut gestalteter Information und Illustration samt Charme und Augenzwinkern unterhält über 46 Seiten. Dazwischen zeigt die appetitliche, zum Blättern wie zum Lesen anregende Broschüre im A4-Format ganzseitige Bilder – von Kanaldeckeln. Sie öffnen die Augen des Publikums für die schlichte Ästhetik dieses kaum beachteten Kulturgutes samt der schönen Details, wie die Deckel mit Pflaster und Steinen in den Strassenbelag eingebettet sind. Wer weiss schon, dass der AVA (Einzugsgebiet 13 Gemeinden in zwei Kantonen von St. Margrethen bis Untereggen inklusive Appenzeller Vorderland) über seinen Hauptkanälen «eigene» Eisenguss-Deckel liegen hat auf denen «AVA-Kanal» steht? Die witzigen Titel über den einzelnen Kapiteln des Jahresberichtes ziehen sich durch die ganze Broschüre. «Kurz und knapp» steht über der Einleitung, «sitzend und stehend» über der Liste der Funktionäre und Angestellten (dazu gibt es leider kein Bild). «Einfach und durchlässig» steht über dem Organigramm. Es ist als Baum aus Abwasser-Rohren gestaltet. Über der Laufenden Rechnung steht knapp «rein und raus», über der Bestandesrechnung «fremd und eigen». Für Fachleute im Finanzwesen oder in der Abwasserreinigung wie auch für Laien verständlich operiert der Bericht eher mit Diagrammen und Grafiken als mit Zahlenkolonnen und Textspalten. Auch Laien finden eine Fülle von leicht verständlichen Informationen zu Abwasserreinigung, Schmutzfrachten, Klärschlamm, Faultürmen und Wirbelfallschächten, Band- und Trommeltrockner. Für die Einwohner des Einzugsgebietes zur Information (und für Einwohner im Einzugsgebiet anderer Abwasser-Reinigungsanlagen zum Vergleich: Der AVA reinigt rund um die Uhr pro Sekunde im Durchschnitt 225 Liter Schmutzwasser. Das würde über das Jahr einen Behälter füllen von den Ausmassen eines Fussballplatzes und einem Kilometer! Höhe. Das Reinigen der Abwässer vor der Einleitung in den See kostet 10 Rappen pro Einwohner und Tag. Inklusive der Ableitung in der Verbands-Kanalisation und der Schlammbehandlung sind es 35 Rappen pro Tag oder 125 Franken pro Jahr. Der schön aufgemachte, klare und verständliche Bericht verschweigt nicht, dass die ARA letztes Jahr Probleme hatte mit dem Gestank aus der neuen Schlammtrocknungs-Anlage. Seit Dezember sei aber ein «chemischer Abluftwäscher» in Betrieb. Man hoffe, «dass das Geruchskapitel nicht wieder aufgeschlagen werden muss». Flott ist die Sprache auch im Begleitbrief an Kunden, Partner und Lieferanten: «Wir laden Sie ein zum Öffnen des Schachtdeckels und zur Reise durch die Welt des AVA im 2008.» Schade, dass der Jahresbericht in einer Auflage von nur 300 Exemplaren erschienen ist. Er hat das Zeug zum Genre-Bestseller wie auch eine Überlebensberechtigung in Bibliotheken oder gar Antiquariaten: Weil er Dutzende von regionalen Institutionen und Korporationen anregen könnte, wie man seinen Service Public nicht nur publikumsorientiert leistet, sondern auch ansprechend und publikumsfreundlich kommuniziert.

René Schneider

Herausgeber Abwasserverband Altenrhein, Postfach, Altenrhein. www.ava-altenrhein.ch Gestaltung Agentur am Flughafen, Altenrhein www.agenturamflughafen.com

Energie-Lob für beide ARA

25 ARA in der Schweiz wurden diesmal ausgezeichnet durch den Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute und die Aktion energie schweiz des Bundes. Das bestätigt, dass auch die ARA Altenrhein – für den östlichen Teil der Region Rorschach, das untere Rheintal und das Vorderland – und die ARA Morgental in Steinach – für den westlichen Teil der Region Rorschach und die Region Arbon – «anspruchsvolle Kriterien an die rationelle und umweltfreundliche Energienutzung erfüllen». Durch Erfolg in der Energieoptimierung und beim Erreichen der Energiezielwerte von «energie schweiz für Infrastrukturanlagen».

Weniger Gas, weniger Schadstoff
Bezüglich Menge der eingesparten oder zurückgewonnenen Energie gehört die ARA Altenrhein zur Spitze in der Schweiz. Eine Rangierung der Kläranlagen mit «Médaille d’eau» gibt es aber nicht. Weil sie unterschiedliche Aufgaben erfüllen, womit nicht alle vergleichbar sind. Die ARA Altenrhein betreibt auch das Zentrum zur Trocknung von Klärschlamm aus weiten Teilen der Ostschweiz. Mit hohen Investitionen in neue Bandtrockner wird diese von Hochtemperatur- auf Niedertemperatur-Technik umgestellt, wovon ein Teil in Betrieb ist. Das spart Energie, indem Gas ersetzt wird durch Energie von einer Wärmepumpe und einem Blockheizkraftwerk. Zudem verringert es den Ausstoss von schädlichem CO2 – nach Auskunft von Geschäftsführer Christoph Egli bereits um 3500 Tonnen pro Jahr. Im Bereich Effizienzsteigerung punktete die ARA Altenrhein unter anderem durch weitere Erhöhung der Gasproduktion beim Reinigen des Abwassers von 1,14 auf 1,27 Mio. Kubikmeter im Jahr.

Kläranlagen benötigen sehr viel Energie. Gemäss Schweizer Verband bringen Massnahmen zum Sparen und Rückgewinnen nebst Umweltschutz meistens auch finanziellen Gewinn.

Wärme verkaufen
In der ARA Morgental in Steinach wurde nach Auskunft von Geschäftsführer Roland Boller einerseits der Stromverbrauch um 150 000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr gesenkt und andererseits die Gasproduktion um ein Drittel gesteigert, womit sie 200 000 kWh mehr selber produzieren kann. Ihre Energieeffizienz weiter steigern will die ARA Morgental unter anderem durch noch höhere Gasproduktion und mit der Nutzung von Wärme im Abwasser. Solche soll in einem Nahwärmeverbund auch an Industrie und Gewerbe verkauft werden.

Für die Zukunft könnte ein solcher Verbund auch für Christoph Egli ein Thema werden. Vorerst benötigt die ARA Altenrhein mit ihrem Trocknungszentrum für ein grosses Gebiet alle zusätzlich produzierte Energie noch selber.

Sie hat Potenzial unter anderem mit der weiteren Umstellung auf Niedertemperatur-Technik, mit dem laufenden Ersatz von Pumpen durch energieeffizientere und ebenfalls in zusätzlicher Nutzung von Wärme im Wasser.

«Auf einem guten Weg»
Die «Médaille d’eau» von Fachleuten mit Überblick für die ganze Schweiz zeigt Christoph Egli, «dass der Abwasserverband Altenrhein auch bei der Energie auf einem guten Weg ist».

Schutz für Seewasser in Betrieb

RORSCHACHERBERG. Die Bauarbeiten sind unfallfrei abgeschlossen. Der neue Wirbelfallschacht an der Seebleichestrasse konnte vom Abwasserverband Altenrhein in Betrieb genommen werden.
Mit der Einladung zur Baustellenbesichtigung sowie der informativen Einweihung mit einem Apéro vom vergangenen Freitag wurden auch die Anwohner der Baustelle mit dem Lärm und anderen Umtrieben der vergangenen zehn Monate versöhnt.

Neben den Anwohnern und den Leuten des Abwasserverbandes waren auch Vertreter der Umweltämter der Kantone St. Gallen und Appenzell gekommen, um die Inbetriebnahme des Wirbelfallschachtes an der Seebleichestrasse zu feiern. Zudem sind die Gemeindepräsidenten Ernst Tobler, Rorschacherberg, und Roger Böni, Untereggen, sowie der Rorschacher Stadtpräsident Thomas Müller erschienen, die nur einen Teil der dreizehn im Abwasserverband Altenrhein zusammengeschlossenen Gemeinden vertraten.

In 18 Meter Tiefe gestiegen
Zu einem selten gewährten Erlebnis für zwanzig Anwohner wurde die Gelegenheit, im Laufe des Nachmittags unter sicherer Führung in die achtzehn Meter tiefe Baustelle hinunterzusteigen, um zu sehen, was dort gebaut worden war. Zu Beginn der Feier zeigte sich Geschäftsführer Christoph Egli vom Abwasserverband Altenrhein stolz darüber, dass das 1,5-Millionen-Franken-Bauwerk im internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung verwirklicht werden konnte. Der neue Wirbelfallschacht, der die Wasser von der Seebleiche- respektive der Klosterguetstrasse in den Fuchslochstollen führt, wird zum verbesserten Schutz der Rorschacher Bucht des Bodensees als Trinkwasserspeicher und Erholungsraum beitragen.

Christoph Egli erklärte, wie der Wirbelfallschacht dazu dient, Wasser der Seebleiche- und der Klosterguetstrasse auch bei grossen Zuflüssen, wie sie etwa bei Gewittern vorkommen, mit stabiler Strömung dem Fuchslochstollen zuzuführen. Ingenieur Dr. Gebhard Weiss von der Umwelt- und Fluidtechnik Dr. H. Brombach GmbH in Bad Mergentheim zeigte an einem Modell, wie die Gewässer von zwei Zuläufen seitlich ins senkrechte Rohr gebracht werden.

Fleissig fotografiert
Während der Baustellenbesichtigung und der Schachteinweihung wurde fleissig fotografiert. Die Bilder können über www.ava-altenrhein.ch abgerufen werden. (pb.)

Einen Monatslohn hinuntergespült

Altenrhein. Beim täglichen Gang durch die Abwasserreinigungsanlage kontrolliert der Klärmeister Wasser und Maschinen. Ihm sträuben sich die Haare wenn er sieht, was Leute alles in den Abfluss werfen.

Rund um die Abwasserreinigungsanlage in Altenrhein riecht es nach Fäkalien und Verfaultem. Viktor Klausberger scheint sich jedoch nicht sonderlich daran zu stören: «Für mich stinkt es nicht, hat es auch noch nie.» Er wirft einen Blick auf die Uhr: Zeit für seinen täglichen Rundgang. Mit grossen Schritten betritt er das Hauptgebäude und klettert dort die Stufen hinunter – 15 Meter unter die Erdoberfläche.

Unterirdisch bis nach Rorschach
Durch den Haupt-Zulaufkanal gelangt das Abwasser in das Gebäude: 300 Liter pro Sekunde passieren bei trockenem Wetter die Schleuse, die die Kläranlage von aussen abtrennt. Der Kanal führt unterirdisch bis zum Restaurant Schweizerhof an der Eisenbahnstrasse in Rorschach. Von dort verästelt er sich in mehrere schmale Nebenkanäle. Viktor Klausberger läuft den grossen einmal jährlich ab, um Wände und Boden nach Unebenheiten abzusuchen. Diese Aufgabe stinkt sogar dem Klärmeister. «Wenn wir die Gully-Deckel nicht öffnen würden, wäre es kaum auszuhalten», gesteht er.

Monatslohn hinuntergespült
Das Abwasser fliesst im Hauptgebäude zuerst einen langen Gang entlang und gelangt dann in einen Kies- und Grobsandfang, wo Äste und Steine abgefangen und mit einer Kiespumpe entfernt werden. Das Hauptpumpwerk befördert das Wasser dann in das 15 Meter höher gelegene Rechengebäude.

Eine automatisierte Anlage entnimmt dem Wasser Unrat wie Lumpen, Wattestäbchen und Haare. Wurden auch schon aussergewöhnliche Gegenstände gefunden? «Und ob», sagt Viktor Klausberger, «einmal habe ich einen USB-Stick gefunden, auf dem der Name einer Firma in Heiden vermerkt war.» Auf dem Stick hätten sich wichtige Daten befunden, die dem Unternehmen abhanden gekommen seien. Ein anderes Mal erhielt der Klärmeister einen Anruf von einer aufgeregten Mutter. Ihr Kind habe den ganzen Monatslohn des Mannes die Toilette heruntergespült. «Obwohl das Wasser dem Geld nicht viel anhaben kann ist es schwierig, die Scheine in dieser Brühe wieder zu finden», sagt Viktor Klausberger. So auch in diesem Fall – sehr zum Leidwesen der Eltern.

Wo sich Wasser staut, muss der Klärmeister die Gegenstände von Hand herausfischen. Immer wieder schüttelt er dabei den Kopf: «Die Leute schmeissen einfach alles den Abfluss hinunter.» Hier haben sich Kartoffelschalen verfangen, dort hängt eine Socke. Das Material wird ausgesondert, ausgepresst und der Kehrichtverbrennungsanlage zugeführt.

Das Wasser fliesst weiter in ein Becken. Dort schiebt eine Maschine den Sand und Schlamm, der am Boden haften bleibt, von einem Ende zum anderen. Das Material fällt in einen Trichter und wird mit einer Pumpe in das Silo in der Nähe des Beckens befördert. Zum Schluss fliesst das Abwasser in ein Becken, wo es biologisch gereinigt wird. Das Wasser enthält noch viele Stickstoffverbindungen, die Gewässer belasten. In der biologischen Reinigungsstufe können diese Stoffe grösstenteils beseitigt werden.

Sauber, aber kein Trinkwasser
«Das ist aber auch nach der biologischen Reinigung noch kein Trinkwasser», sagt Viktor Klausberger. Trotzdem: Wenn die Abwasserreinigungsanlage nicht wäre, könnte die Trinkwasserversorgung aus dem See laut dem Klärmeister nur mit grossem Aufwand aufrechterhalten werden. Fische und andere Tiere im See würden mehrheitlich sterben.

Das Amt für Umweltschutz besucht die Anlage regelmässig und kontrolliert die Wasserwerte. Auch Viktor Klausberger nimmt an verschiedenen Stationen Wasserproben, um diese im firmeneigenen Labor zu untersuchen. Was passiert, wenn die Werte einmal unter dem Durchschnitt liegen? «In einem solchen Fall kann man nichts mehr machen, das Wasser befindet sich dann bereits im Alten Rhein, unterwegs zum See», sagt der Klärmeister. «Wir müssen der Ursache aber auf den Grund gehen und die Werte das nächste Mal einhalten.»

Am See aufgewachsen
Zu den Aufgaben des Klärmeister gehört aber nicht nur der tägliche Rundgang durch die Abwasserreinigungsanlage. Viktor Klausberger repariert Maschinen und überwacht die Kläranlage. Der gebürtige Rorschacher ist am Bodensee in der Nähe der Badhütte aufgewachsen. Er kann sich ein Leben ohne den See gar nicht vorstellen: «Umso schöner finde ich es, meine Arbeit mit dem Wasser verbinden zu können.»

Pumpwerk präsentiert sich modern

Der Abwasserverband Altenrhein, dem 13 Gemeinden zwischen St. Margrethen und Untereggen sowie Eggersriet und Walzenhausen angehören, betreibt bereits seit 1972 in St. Margrethen das Pumpwerk und Regenüberlaufbecken an der Neudorfstrasse. Teile des Pumpwerkes sind 1962 erstellt worden, das Regenüberlaufbecken 1973. Von aussen gesehen ist ein neues Gebäude entstanden, die Sanierungsarbeiten umfassen aber weit mehr als das, was äusserlich zu sehen ist. «Nur gerade ein Viertel ist sichtbar», erklärte der Geschäftsführer des Abwasserverbandes, Christoph Egli. Der grösste Teil liege im Inneren und unter der Erde. Der Abwasserverband liess sich die Sanierung 1,1 Million Franken kosten.

Auf neustem Stand der Technik
«Die Anlage entsprach nicht mehr dem Stand der Technik», erklärte Projektleiter Ernst Hohl den Grund der Sanierung. Die baulichen, mechanischen und elektrotechnischen Einrichtungen hätten durch geeignete Massnahmen saniert werden müssen. Vor allem das zu bewirtschaftende Volumen des Regenüberlaufbeckens und die Leistung der Schneckenpumpen mussten mit dem neuen generellen Entwässerungsplan abgestimmt werden. «Immerhin fliesst ein Drittel Ab- wasser aller St. Margrether Haushalte durch das Pumpwerk an der Neudorfstrasse. So hätten die durchgerosteten Absperrorgane ersetzt werden müssen. «Neu wird der Innenraum der Becken von einer automatischen Beckenreinigungseinrichtung gereinigt», so Hohl. In einer kleinen Führung durch das Pumpwerk erklärte Hohl, wie das System funktioniert: «Vermag das Regenüberlaufbecken kein Wasser mehr zu fassen, kommen die Schneckenpumpen zum Einsatz. Sie führen das grob gereinigte Wasser in den Alten Rhein. Damit entlasten sie das System und verhindern einen Rückstau in den Haushaltungen.» Diese Situation trete jedoch nur bei sehr starken Regenfällen ein. «Als am 2. Juni in St. Margrethen ein heftiger Regenguss niederging, war innerhalb von einer Viertelstunde das 225 m³ fassende Regenüberlaufbecken gefüllt», unterstrich Hohl.

Technik muss nicht hässlich sein
Gemeindepräsident Paul Gerosa freute sich besonders über das neue Erscheinungsbild des Pumpwerks. «Der Abwasserverband hat keine Mehrkosten gescheut und beim Umbau das Augenmerk nicht nur auf die Funktionalität, sondern auch auf das Aussehen gelegt», so Gerosa. Das Erscheinungsbild zeige, dass Technik nicht hässlich sein müsse. In St. Margrethen bemühe man sich, die Dorfzufahrten freundlich zu gestalten. «Die Neudorfstrasse fällt in dieser Hinsicht jetzt positiv auf», so Gerosa.

Wirbelfallschacht Wiggen – Bauverzögerung

Die Arbeiten der im September 2007 gestarteten Baustelle an der Verzweigung Seebleiche-/Klosterguetstrasse dauern an. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird Schmutzwasser aus dem Osten von Rorschach und Rorschacherberg direkt in den 20 Meter tiefer gelegenen Fuchslochstollen geleitet. Damit wird die Rorschacher Bucht vor unnötigen Mischwasserüberläufen geschützt. Die massgeblichen Bauwerke Wirbelfallschacht, Zulaufstollen inklusive Stollenwehr sind mittlerweile realisiert. Beim Anschluss der bestehenden Kanalisation sind im Zusammenhang mit den bestehenden Werkleitungen und hartem Felsmaterial Verzögerungen aufgetreten. Dadurch halten die Verkehrsbehinderungen weiter an. Gemäss Auskunft der Bauleitung Ingenieurbüro Wälli AG wird die Baustelle per Ende Juni abgeschlossen sein. (pd)

Gewässerschutz als Daueraufgabe

Altenrhein. Verbandspräsident Robert Raths konnte der Versammlung, zu der sich Vertreter aller 13 Verbandsgemeinden trafen, einen positiven Rechnungsabschluss vorlegen. Geschäftsführer Christoph Egli orientierte über die Aktivitäten des vergangenen Jahres.

Im Jahr 2007 wurden 8 Milliarden Liter Abwasser auf die Anlage geleitet. Davon wurden annähernd 98% biologisch, der Rest mechanisch gereinigt. Die Mehrzahl der Einleitgrenzwerte wurde problemlos eingehalten. Bei den partikulären Stoffen (GUS) wurde der Einleitgrenzwert (5 mg/l) wie in den Vorjahren nicht erreicht. Der Mittelwert konnte jedoch von 5,9 auf 5,5 mg/l reduziert werden. Beim Gesamtphosphor wurde der Grenzwert von 0,3 mg/l zweimal über den zulässigen Wert überschritten. Auch hier konnte der Jahresmittelwert weiter auf 0,22 mg/l gesenkt werden.

Im Verbandsgebiet des AVA generiert eine Person pro Jahr knapp 1 m³ Klärschlamm, pro Tag sind dies zwei Liter. Verglichen mit dem Vorjahr fielen auf der ARA über fünf Prozent mehr Schlamm an. Zusätzlich wird beim AVA der Schlamm von 21 Kläranlagen aus 65 Gemeinden verarbeitet. Auf den beiden Trocknungsanlagen wurden 7200 Tonnen granulatförmiger Trockenklärschlamm produziert, der in der Zementindustrie als CO©ü-neutraler Alternativ-Brennstoff eingesetzt wird. Diese Menge liegt 700 Tonnen über dem Vorjahreswert. Die Inbetriebsetzung der neuen Niedertemperatur-Schlammtrocknungsanlage war mit einer Vielzahl an Problemen und damit mit einer Verzögerung von über einem Jahr verbunden. Während die mechanischen Probleme im Annahmebunker, den Schlammfördersystemen und den Energieanlagen weitgehend behoben sind, stellt die Qualität der Abluft den zentralen Knackpunkt dar.

Aussenanlagen optimieren
Seit seiner Gründung im Jahr 1967 erbringt der Abwasserverband einen wesentlichen Beitrag zum Schutz des Bodensees als Naherholungsgebiet und Trinkwasserspeicher. Er fokussiert seine Bemühungen laufend auf Optimierungen im Gewässerschutz. So ermöglicht die Anbindung des Gebiets Rorschach Ost an den Fuchslochstollen – über einen Wirbelfallschacht – eine weitere Reduktion von jährlich 40 000 m³ Schmutzwasserentlastungen in den Bodensee. Der Spatenstich für dieses Bauwerk fand am 4. September, der Durchschlag zum Stollen am 17. Dezember statt. Die Spezialbauwerke im Aussennetz werden sukzessive erneuert. Im Berichtsjahr wurde das 35 Jahre alte Pumpwerk und Regenüberlaufbecken Neudorfstrasse in St. Margrethen rundum saniert. Weiter vorangetrieben wurde die Erneuerung aller elektromechanischen und messtechnischen Komponenten im Aussennetz sowie die Einbindung ins Automatisierungssystem.

Gebühren bleiben gleich
Seit 2004 beträgt die vom Verband bei seinen Gemeinden erhobene Betriebsgebühr unverändert 125 Franken pro Person. Pro Tag entspricht dies Kosten für die Abwasserreinigung von knapp 35 Rappen. Im Gewerbe und der Industrie ist die Tendenz feststellbar, dass die eingeleiteten Wasserfrachten stagnieren oder abnehmen, die enthaltenen Schmutzfrachten jedoch ansteigen.

Das Gewässerschutzgesetz verpflichtet jedoch zum Verursacherprinzip. Aus diesem Grund läuft in den Jahren 2007 und 2008 eine Kampagne zur Überprüfung der früher erhobenen Frachteinleitungen. (pd)

Energie aus Abwasser
Die Abwasserreinigung ist ein energieintensiver Prozess, weil rund um die Uhr grosse Men-gen an Wasser und Schlamm zu fördern sind. Die Biologie benötigt fortwährend Druckluft als Sauerstoffquelle, die Trocknung des Klärschlamms Energie zur Wasserverdampfung. Seit 2007 wird ein Teil dieser Energie aus dem gereinigten Abwasser gewonnen. Im Geschäftsbericht des AVA wird dargelegt, dass für die gesamte Energie pro Person und Jahr ein Betrag von 7.80 Franken anfällt. Positiv zu Buche schlägt die Menge von 1,2 Mio. kWh Strom, welche aus 1,3 Mio. m³ Klärgas in den drei betriebseigenen Blockheizkraftwerken erzeugt werden. Die Abwärme dieser Motoren wird für Heizzwecke genutzt. Die 7200 Tonnen getrockneter Klärschlamm ersetzen im Zementwerk Öl und Kohle, da Klärschlamm als Alternativbrennstoff mit guter Heizwirkung eingesetzt werden kann. (pd)

Viele müssen schmunzeln

Wer den Bericht des Abwasserverbandes Altenrhein in den Händen hält, blickt wohl etwas verblüfft auf das Titelbild: Statt des Betriebs ist dort eine Toilette zu sehen. Geschäftsführer Christoph Egli erklärt, wie die Idee entstanden ist.

Herr Egli, der Geschäftsbericht des Abwasserverbandes Altenrhein präsentiert sich in einem neuen, gewagten Kleid.
Christoph Egli: Das verdanken wir einer Marketing-Agentur, mit der wir zusammengearbeitet haben. Von ihr stammt auch die Idee mit den Toiletten-Bildern.

Waren Sie von dieser Idee sofort begeistert?
Egli: Nein, zuerst gefiel mir der Vorschlag nicht. Der Abwasserverband Altenrhein engagiert sich für die Wasserqualität im Trinkwasserspeicher Bodensee. Auch bemüht er sich, dass das Klärwerk ökologisch ins Naturschutzgebiet Altenrhein eingebunden wird. Beides sollte das Titelbild wiedergeben.

Sie haben Ihre Meinung geändert.
Egli: Ich musste innerhalb weniger Tage entscheiden. Mit der Zeit freundete ich mich mit dem etwas anderen Ansatz an und fand letztlich Gefallen daran. Es ist nun mal so, dass ein Teil des Schmutzwassers von den Toiletten kommt. Darum machen die Fotos Sinn.

Wie fielen die Reaktionen aus?
Egli: Wir haben den Bericht noch nicht breit gestreut. Bisher haben ihn der Verwaltungsrat, die Delegierten und wenige andere gesehen. Vielen entlockte das Titelbild ein spontanes Schmunzeln.

Ein fremdes WC kann aber auch Ekel erregen.
Egli: Wir haben uns deshalb bewusst für ein Titelbild entschieden, auf dem eine fast klinisch saubere Chromstahl-Toilette zu sehen ist. Sie steht für unseren Reinigungsprozess.

Die Toiletten im Ausland sind in der Regel weniger gepflegt als die in der Schweiz. Haben Sie diese Erfahrung auch schon gemacht?
Egli: Vorletztes Jahr verbrachte ich meine Ferien in Italien. Ich hatte mich auf Stehklos eingestellt, dann aber kein einziges vorgefunden. Vermutlich müssen EU-Länder auch bei öffentlichen Toiletten gewisse Vorgaben erfüllen.

Seit vergangenem Jahr sind Sie Geschäftsführer des Abwasserverbandes Altenrhein. Die Aufmachung des Geschäftsberichts haben Sie bereits verändert. Welche Neuerungen folgen noch?
Egli: Der Abwasserverband Altenrhein ist ein solider Betrieb. Den Erfolg verdanken wir einem motivierten Team, dem viele langjährige Mitarbeiter angehören. In ihren Köpfen steckt enormes Wissen. Dieses Know-how gilt es zu Papier zu bringen.

Bereitet Ihr Vorhaben den Mitarbeitern keine Angst? Immerhin werden diese dadurch ersetzbar.
Egli: Mein Ziel ist es nicht, bewährte Strukturen zu verändern, sondern bei den anstehenden altersbedingten Abgängen die nötige Stabilität zu garantieren. Diese Neuerung bietet den Arbeitnehmern zudem die Chance, sich als Stellvertreter zu profilieren.

Kommen Ihnen solche Ideen jeweils auf dem Klo?
Egli: (schmunzelt) Hin und wieder auch dort. Die besten Einfälle habe ich jedoch beim Duschen oder beim Joggen.

Der Abwasserverband Altenrhein besteht seit dem Jahr 1967. Und zuvor?
Egli: Zuvor sammelten die Menschen die Kloake in Gruben und trugen sie auf die Felder aus. Nach 1880 stand mehr Wasser zur Verfügung. Schwemmkanalisationen entstanden und die Kloake wurde in den Bodensee gespült.

Heute sind bestimmt alle Häuser im Einzugsgebiet des Abwasserverbandes Altenrhein an die Kanalisation angeschlossen.
Egli: Nicht ganz, 98 Prozent der Haushalte sind angeschlossen. Es gibt vereinzelt noch Liegenschaften mit Fäkalgruben. Diese werden von privaten Unternehmen geleert. Eine 100-Prozent-Anbindung ist wenig sinnvoll. Liegt ein Ferienhaus weit abseits auf einem Berg, lohnt es sich nicht, viel Geld auszugeben, um eine Leitung zu bauen. In solchen Fällen stehen heute andere Technologien zur Verfügung. Interview: Diana Bula

Riesenloch für sauberes Abwasser

Fallschacht und Tunnel zum Auffangen von überlaufendem Wasser aus dem Kanalnetz sind ausgesprengt. Schacht und Tunnel sind im Rohbau erstellt. Bald leiten sie Schmutzwasser aus dem Osten von Rorschach und Rorschacherberg, wo solches bisher bei Regen in den See fliesst, zur Abwasserreinigung.

Fritz Bichsel

Von der Baustelle zwischen Starrag und «Schlachthof» an der Verzweigung Seebleiche-/Klosterguetstrasse ist ein Loch von etlichen Metern Durchmesser zu sehen. Wer durch diesen oben ausgehobenen und dann auf 18 Meter Tiefe gesprengten Schacht in die Tiefe steigt – oder am Kran schwebt – bekommt auch den unterirdisch gebauten Teil zu Gesicht: einen 25 Meter langen und mehrere Meter hohen Tunnel.

Durch Sandstein zum Stollen
Dort trafen sich gestern Vertreter des Abwasserverbandes Altenrhein (AVA) als Auftraggeber, der beteiligten Ingenieurbüros und Bauunternehmen sowie der Standortgemeinde Rorschacherberg. Es gab den nach Terminplan erfolgten Ausbruch von Schacht und Tunnel zu feiern. Auch wenn am Ende nicht Fahnen warteten, sondern Abwassergeruch. Denn das war das Ziel: der grosse Stollen, der von Rorschach zur Reinigungsanlage in Altenrhein führt. In Zahlen hiess das nach Auskunft von AVA-Geschäftsführer Christoph Egli: bei Vortrieb von einem halben Meter pro Tag seit September 800 Kubikmeter Sandstein ausgesprengt mit Hilfe von 1,5 Tonnen Sprengstoff.

Das abgebaute Material wird verwendet beim Bau des neuen Bootshafens vor Staad und zur ökologischen Aufwertung des Areals der ARA Altenrhein.

Trink- und Badwasser schützen
Aus Auffangbecken und Überlaufstationen wird mit Abwasser vermischtes Regenwasser – gut 40 000 Kubikmeter jährlich – ab Mai oder Juni 2008 über Schacht und Tunnel in den Abwasserstollen geleitet. Zugute kommt das der Wasserqualität in der Rorschacher Seebucht mit Badeanlagen und Trinkwasserfassungen.

In den Stollen wird ein zusätzliches Stauwehr eingebaut. So können bei Regen jeweils bis 3000 Kubikmeter mehr Wasser zurückgehalten werden, bis die ARA freie Kapazität hat. Auch der Bau der Zuleitungen – möglicherweise mit weiteren Sprengungen – und der Wirbelanlage im Schacht steht noch an. Dank Wirbel fliesst das Wasser schneller in die Tiefe und wird der Druck stark verringert. (Das wäre Energie für Stromproduktion, doch Schmutzwasser eignet sich dafür laut Fachleuten nicht.) Total investiert der Abwasserverband 1,5 Mio. Franken.

Sprengungen statt Dauerlärm
Wieder freuen können sich auch die Bewohner der Umgebung. Sie mussten Erschütterungen, Lärm und Staub hinnehmen. Christoph Egli sagt allerdings: «Dauerlärm bei konventionellem Abbau wäre schlimmer gewesen als die Sprengungen.» Dankbar hält er fest, dass die Arbeiten und auch die Führung von Schülern und weiteren Fussgängern um die Baustelle unfallfrei verliefen.