Gewässerschutz als Daueraufgabe

Altenrhein. Verbandspräsident Robert Raths konnte der Versammlung, zu der sich Vertreter aller 13 Verbandsgemeinden trafen, einen positiven Rechnungsabschluss vorlegen. Geschäftsführer Christoph Egli orientierte über die Aktivitäten des vergangenen Jahres.

Im Jahr 2007 wurden 8 Milliarden Liter Abwasser auf die Anlage geleitet. Davon wurden annähernd 98% biologisch, der Rest mechanisch gereinigt. Die Mehrzahl der Einleitgrenzwerte wurde problemlos eingehalten. Bei den partikulären Stoffen (GUS) wurde der Einleitgrenzwert (5 mg/l) wie in den Vorjahren nicht erreicht. Der Mittelwert konnte jedoch von 5,9 auf 5,5 mg/l reduziert werden. Beim Gesamtphosphor wurde der Grenzwert von 0,3 mg/l zweimal über den zulässigen Wert überschritten. Auch hier konnte der Jahresmittelwert weiter auf 0,22 mg/l gesenkt werden.

Im Verbandsgebiet des AVA generiert eine Person pro Jahr knapp 1 m³ Klärschlamm, pro Tag sind dies zwei Liter. Verglichen mit dem Vorjahr fielen auf der ARA über fünf Prozent mehr Schlamm an. Zusätzlich wird beim AVA der Schlamm von 21 Kläranlagen aus 65 Gemeinden verarbeitet. Auf den beiden Trocknungsanlagen wurden 7200 Tonnen granulatförmiger Trockenklärschlamm produziert, der in der Zementindustrie als CO©ü-neutraler Alternativ-Brennstoff eingesetzt wird. Diese Menge liegt 700 Tonnen über dem Vorjahreswert. Die Inbetriebsetzung der neuen Niedertemperatur-Schlammtrocknungsanlage war mit einer Vielzahl an Problemen und damit mit einer Verzögerung von über einem Jahr verbunden. Während die mechanischen Probleme im Annahmebunker, den Schlammfördersystemen und den Energieanlagen weitgehend behoben sind, stellt die Qualität der Abluft den zentralen Knackpunkt dar.

Aussenanlagen optimieren
Seit seiner Gründung im Jahr 1967 erbringt der Abwasserverband einen wesentlichen Beitrag zum Schutz des Bodensees als Naherholungsgebiet und Trinkwasserspeicher. Er fokussiert seine Bemühungen laufend auf Optimierungen im Gewässerschutz. So ermöglicht die Anbindung des Gebiets Rorschach Ost an den Fuchslochstollen – über einen Wirbelfallschacht – eine weitere Reduktion von jährlich 40 000 m³ Schmutzwasserentlastungen in den Bodensee. Der Spatenstich für dieses Bauwerk fand am 4. September, der Durchschlag zum Stollen am 17. Dezember statt. Die Spezialbauwerke im Aussennetz werden sukzessive erneuert. Im Berichtsjahr wurde das 35 Jahre alte Pumpwerk und Regenüberlaufbecken Neudorfstrasse in St. Margrethen rundum saniert. Weiter vorangetrieben wurde die Erneuerung aller elektromechanischen und messtechnischen Komponenten im Aussennetz sowie die Einbindung ins Automatisierungssystem.

Gebühren bleiben gleich
Seit 2004 beträgt die vom Verband bei seinen Gemeinden erhobene Betriebsgebühr unverändert 125 Franken pro Person. Pro Tag entspricht dies Kosten für die Abwasserreinigung von knapp 35 Rappen. Im Gewerbe und der Industrie ist die Tendenz feststellbar, dass die eingeleiteten Wasserfrachten stagnieren oder abnehmen, die enthaltenen Schmutzfrachten jedoch ansteigen.

Das Gewässerschutzgesetz verpflichtet jedoch zum Verursacherprinzip. Aus diesem Grund läuft in den Jahren 2007 und 2008 eine Kampagne zur Überprüfung der früher erhobenen Frachteinleitungen. (pd)

Energie aus Abwasser
Die Abwasserreinigung ist ein energieintensiver Prozess, weil rund um die Uhr grosse Men-gen an Wasser und Schlamm zu fördern sind. Die Biologie benötigt fortwährend Druckluft als Sauerstoffquelle, die Trocknung des Klärschlamms Energie zur Wasserverdampfung. Seit 2007 wird ein Teil dieser Energie aus dem gereinigten Abwasser gewonnen. Im Geschäftsbericht des AVA wird dargelegt, dass für die gesamte Energie pro Person und Jahr ein Betrag von 7.80 Franken anfällt. Positiv zu Buche schlägt die Menge von 1,2 Mio. kWh Strom, welche aus 1,3 Mio. m³ Klärgas in den drei betriebseigenen Blockheizkraftwerken erzeugt werden. Die Abwärme dieser Motoren wird für Heizzwecke genutzt. Die 7200 Tonnen getrockneter Klärschlamm ersetzen im Zementwerk Öl und Kohle, da Klärschlamm als Alternativbrennstoff mit guter Heizwirkung eingesetzt werden kann. (pd)

Viele müssen schmunzeln

Wer den Bericht des Abwasserverbandes Altenrhein in den Händen hält, blickt wohl etwas verblüfft auf das Titelbild: Statt des Betriebs ist dort eine Toilette zu sehen. Geschäftsführer Christoph Egli erklärt, wie die Idee entstanden ist.

Herr Egli, der Geschäftsbericht des Abwasserverbandes Altenrhein präsentiert sich in einem neuen, gewagten Kleid.
Christoph Egli: Das verdanken wir einer Marketing-Agentur, mit der wir zusammengearbeitet haben. Von ihr stammt auch die Idee mit den Toiletten-Bildern.

Waren Sie von dieser Idee sofort begeistert?
Egli: Nein, zuerst gefiel mir der Vorschlag nicht. Der Abwasserverband Altenrhein engagiert sich für die Wasserqualität im Trinkwasserspeicher Bodensee. Auch bemüht er sich, dass das Klärwerk ökologisch ins Naturschutzgebiet Altenrhein eingebunden wird. Beides sollte das Titelbild wiedergeben.

Sie haben Ihre Meinung geändert.
Egli: Ich musste innerhalb weniger Tage entscheiden. Mit der Zeit freundete ich mich mit dem etwas anderen Ansatz an und fand letztlich Gefallen daran. Es ist nun mal so, dass ein Teil des Schmutzwassers von den Toiletten kommt. Darum machen die Fotos Sinn.

Wie fielen die Reaktionen aus?
Egli: Wir haben den Bericht noch nicht breit gestreut. Bisher haben ihn der Verwaltungsrat, die Delegierten und wenige andere gesehen. Vielen entlockte das Titelbild ein spontanes Schmunzeln.

Ein fremdes WC kann aber auch Ekel erregen.
Egli: Wir haben uns deshalb bewusst für ein Titelbild entschieden, auf dem eine fast klinisch saubere Chromstahl-Toilette zu sehen ist. Sie steht für unseren Reinigungsprozess.

Die Toiletten im Ausland sind in der Regel weniger gepflegt als die in der Schweiz. Haben Sie diese Erfahrung auch schon gemacht?
Egli: Vorletztes Jahr verbrachte ich meine Ferien in Italien. Ich hatte mich auf Stehklos eingestellt, dann aber kein einziges vorgefunden. Vermutlich müssen EU-Länder auch bei öffentlichen Toiletten gewisse Vorgaben erfüllen.

Seit vergangenem Jahr sind Sie Geschäftsführer des Abwasserverbandes Altenrhein. Die Aufmachung des Geschäftsberichts haben Sie bereits verändert. Welche Neuerungen folgen noch?
Egli: Der Abwasserverband Altenrhein ist ein solider Betrieb. Den Erfolg verdanken wir einem motivierten Team, dem viele langjährige Mitarbeiter angehören. In ihren Köpfen steckt enormes Wissen. Dieses Know-how gilt es zu Papier zu bringen.

Bereitet Ihr Vorhaben den Mitarbeitern keine Angst? Immerhin werden diese dadurch ersetzbar.
Egli: Mein Ziel ist es nicht, bewährte Strukturen zu verändern, sondern bei den anstehenden altersbedingten Abgängen die nötige Stabilität zu garantieren. Diese Neuerung bietet den Arbeitnehmern zudem die Chance, sich als Stellvertreter zu profilieren.

Kommen Ihnen solche Ideen jeweils auf dem Klo?
Egli: (schmunzelt) Hin und wieder auch dort. Die besten Einfälle habe ich jedoch beim Duschen oder beim Joggen.

Der Abwasserverband Altenrhein besteht seit dem Jahr 1967. Und zuvor?
Egli: Zuvor sammelten die Menschen die Kloake in Gruben und trugen sie auf die Felder aus. Nach 1880 stand mehr Wasser zur Verfügung. Schwemmkanalisationen entstanden und die Kloake wurde in den Bodensee gespült.

Heute sind bestimmt alle Häuser im Einzugsgebiet des Abwasserverbandes Altenrhein an die Kanalisation angeschlossen.
Egli: Nicht ganz, 98 Prozent der Haushalte sind angeschlossen. Es gibt vereinzelt noch Liegenschaften mit Fäkalgruben. Diese werden von privaten Unternehmen geleert. Eine 100-Prozent-Anbindung ist wenig sinnvoll. Liegt ein Ferienhaus weit abseits auf einem Berg, lohnt es sich nicht, viel Geld auszugeben, um eine Leitung zu bauen. In solchen Fällen stehen heute andere Technologien zur Verfügung. Interview: Diana Bula