Der Anschluss von Speicher ist erfolgt

Appenzeller Zeitung, Astrid Zysset, 19.9.2018

Die Kläranlage in Speicher wird still gelegt. Das Abwasser fliesst nun in die ARA Altenrhein. Sechs Jahre dauerten die Vorbereitungen. Das Projekt wird teurer als erwartet.

Heute wird die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Speicher still gelegt und der Anschluss an die ARA in Altenrhein erfolgt. Einen entsprechenden Kredit über 2,6 Millionen Franken für die Investitionen hiess die Stimmbürgerschaft 2012 gut. Rehetobel hat die Vorreiterrolle übernommen und ihr Klärwerk bereits 2017 ausser Betrieb genommen, voraussichtlich wird 2020 noch Trogen/Wald folgen. Dann werden alle drei ihr Abwasser zur ARA Altenrhein ableiten, welche aufgrund der Dimensionierung und vorhandenen Kapazitätsreserven die zusätzlichen Abwassermengen ohne bauliche Anpassungen bewältigen kann. Doch für den Anschluss der drei ARA aus dem Appenzellerland mussten in den vergangenen sechs Jahren viele bauliche Massnahmen getroffen werden: Insgesamt 5,3 Kilometer zusätzliche Leitungen wurden verlegt. Diese docken im Gebiet Oberebni in Eggersriet an das bestehende Leitungsnetz des Abwasserverbandes Altenrhein (AVA) an. Zusätzlich wurden die Kläranlagen in Rehetobel und Speicher umgebaut.

Kläranlage nur noch als Zwischenspeicherung
In Speicher sind die Veränderungen augenscheinlich: Die Becken, in welchen zuvor das Wasser gereinigt wurde, wurden umgebaut und dienen nun zur Zwischenspeicherung. Alle ein bis sechs Stunden (je nach Niederschlagsmenge) fliesst das Abwasser chargenweise in die Leitungen bis nach Altenrhein. Was in Speicher zudem zu finden ist, ist ein Mazerator, der grosse Überbleibsel im Abwasser verkleinert und so sicherstellt, dass die Leitungen nicht verstopfen. «Es ist alles technisch sehr anspruchsvoll», resümiert Frank Lükewille, Leiter Siedlungsentwässerung beim AVA. Den reibungslosen Ablauf stellt ein 24-stündiger Pikettdienst sicher. Dieser befindet sich jedoch in Altenrhein. In Speicher wird die Stelle des Klärmeisters hinfällig. Und was mit den Gebäuden, die nicht mehr benötigt werden, geschehen soll, darüber ist sich die Gemeinde im Unklaren. «Vielleicht entsteht dort eine Kombination zwischen einer Entsorgungs- und einer Sammelstelle», mutmasst Gemeinderat Fredy Zünd.

Ohne Pumpwerke bis nach Altenrhein
Insgesamt investieren die Gemeinden 9,6 Millionen Franken an den Anschluss an die ARA Altenrhein. Neben den Leitungen und dem Umbau der Kläranlagen floss das Geld auch in den Bau von sogenannten Dükern, damit auf Pumpwerke verzichtet werden konnte. Weiter mussten punktuell die Durchmesser der bestehenden Rohrleitungen angepasst respektive Kalibervergrösserungen vorgenommen werden. Dies vor allem in Untereggen. «Die zusätzlichen Wassermassen hätten die bestehenden Leitungen ansonsten nicht aufnehmen können», so Lükewille weiter. Aus Rehetobel werden nämlich durchschnittlich 35 Liter pro Sekunde Abwasser erwartet, aus Speicher 40 und aus Wald/Trogen gar deren 50 Liter pro Sekunde. Ein Wermutstropfen findet sich im Projekt dennoch: So liegen die Investitionskosten aufgrund von technischen Schwierigkeiten und Projektanpassungen massiv höher, als ursprünglich gedacht. «Wir sind definitiv über den 2,6 Millionen, aber die genauen Zahlen erwarten wir erst gegen Ende Jahr», so Zünd. Dennoch sei der Anschluss an den AVA auf lange Sicht immer noch die günstigere Alternative für Speicher gewesen, als die 1973 erbaute Kläranlage zu sanieren. Nicht der einzige Vorteil, wie AVA-Geschäftsführer Christoph Egli findet: Auch in Sachen Energieverbrauch und bezüglich der zusätzlichen Reinigungsstufe für hormonaktive Stoffe – in der ARA Altenrhein wird diese im Mai in Betrieb genommen – habe sich der Schritt gelohnt. Zudem werde die Goldach, in welcher zuvor das gereinigte Abwasser abgeleitet wurde, entlastet.