Energie aus Essensresten

Das halb aufgegessene Schnitzel, die übrig gebliebenen Rüebli und die restlichen Nudeln, sie alle enthalten Energie. Energie, die sich Christoph Egli, Geschäftsführer des Abwasserverbandes Altenrhein (AVA), zunutze machen will. Ab Mitte Juni will der AVA aus Speiseresten Biogas zur Wärme- und Stromerzeugung gewinnen. Christoph Egli rechnet anfänglich mit 3000 bis 3500 Tonnen organischer Abfälle, die der AVA im Jahr aufbereitet. «Je nach ihrer Zusammensetzung können daraus über 1000 Megawattstunden elektrischer Energie und etwa doppelt so viel Wärmeenergie produziert werden», sagt Egli. Zum Vergleich: Mit dieser Energiemenge können an die 600 Einfamilienhäuser geheizt werden.

Mischen, trennen, gären
Derzeit baut der AVA mitten auf seinem Gelände die neue Annahmestelle, gleichzeitig wird die bestehende Infrastruktur für die neuen Prozesse angepasst. Die Speisereste werden in einen 40 Kubikmeter fassenden Bunker gekippt, in dem sie vermischt und zum Teil zerkleinert werden. Danach wird in der Hammermühle nicht organisches Material wie beispielsweise Folien oder Karton von Lebensmittelverpackungen ausgesondert. Über eine Leitung wird die Masse dann in den Vorlagebehälter transportiert, von wo aus sie dosiert in die Vorfaulräume gelangt. Hier beginnt sie zu gären, das gewünschte Biogas entsteht.

Abfälle aus der Hotelküche
Anliefern können nicht nur Restaurants und Hotels ihre Küchen- und Speiseabfälle, auch Spitäler, Altersheime, Schulen und Betriebskantinen können ihre Reste hier gegen eine Gebühr entsorgen. Verwerten will der AVA auch Abfälle aus dem Detailhandel und der Nahrungsmittelindustrie wie etwa bei Fehlproduktionen oder überlagerter Ware. Und Landwirte und Gewerbler, die bis anhin Speiseabfälle eingesammelt haben, können sie ebenfalls dem AVA bringen. «Wir sind kein Logistiker, wir gehen nicht auf Sammeltour, wir nehmen die Abfälle entgegen und verwerten sie», stellt Egli klar. Ob und wie künftig Abfälle aus Städten und Gemeinden gesammelt würden, müsse sich zeigen. Klar ist für ihn aber, dass sich der AVA auf die Verwertung von Speiseabfällen aus der Region konzentriert. Ebenfalls klar ist für ihn, dass der AVA nur Abfälle aus der Gastronomie und der Lebensmittelbranche aufbereitet, Für Schlachtabfälle gebe es spezialisierte Anlagen.

Neue Energiequelle nutzen
Die aus dem Biogas gewonnene Energie nutzt der AVA für seinen Betrieb. «Für die Abwasserreinigung und die Schlammbehandlung brauchen wir sehr viel Energie. Da macht es Sinn, wenn wir uns für einen effizienten Verbrauch einsetzen und unseren Eigendeckungsgrad erhöhen», sagt Egli. Mit der Schlammtrocknung sei es möglich, die gesamte Wärme zu verwerten und dadurch zusätzlich Strom einzusparen. Ebenfalls mit ein Grund für den Aufbau der Annahmestelle ist das Gesetz. Denn ab dem 1. Juli dürfen keine Speisereste mehr an Tiere verfüttert werden. «Wenn wir eine Infrastruktur haben, die der Bürger bezahlt hat, ist es unser Auftrag, diese optimal zu nutzen», sagt Egli. Zumal der AVA die nötige Grösse für eine regionale Lösung habe. Ein weiteres Anliegen ist ihm die Sicherheit. Denn im AVA werden die Speisereste getrocknet und schliesslich der Verbrennung zugeführt.

1,8 Millionen Franken
Für die Speisereste-Annahmestelle hat die Delegiertenversammlung 1,8 Mio. Franken bewilligt. Noch ist die Anlage nicht in Betrieb, da setzt sich Christoph Egli bereits ein nächstes Ziel. Mittelfristig möchte er Wertstoffe wie Phosphor und Stickstoff zurückgewinnen. Denn anders als in landwirtschaftlichen Biogasanlagen, in denen die Stoffe via Gärrückstände, die als Dünger verwendet werden, wieder in den Boden gelangen, wird das Granulat als Endprodukt des AVA im Zementwerk verbrannt. «Es wird möglich sein, die Stoffkreisläufe wieder zu schliessen. Möglich wäre dies beispielsweise über die Asche, die – eventuell auch angereichert – als Dünger eingesetzt werden kann.»