Ökologie auf Betriebsgelände

Gartenplatten, Röhren oder Randsteine, die ersetzt wurden, Sandsteinquader oder Ziegelsteine von Abbrüchen, Restposten neuer Produkte aus Stein: Am Eingang ARA Altenrhein stapelt sich, was sonst entsorgt werden müsste in raren Deponieraum.

Ökologisch und lehrreich
Zwanzig Leute – Lehrlinge von Gartenbaubetrieben und einige Freiwillige – bauen daraus 50 Quadratmeter Trockenmauern. Solche entstehen einzig aus Stein und mit Geschick. Resultate dieses uralten Handwerks sind ein Jahrhundert überdauernde Befestigungen, die zudem Kleintieren und Pflanzen Lebensraum bieten.

Die Bauleute arbeiten – wie zehn andere im November – in einem zweitägigen Kurs unter Leitung von Fachleuten des auf Naturgärten spezialisierten Unternehmens Winkler & Richard. Projektleiter Raphael Zimmermann ist sehr zufrieden mit dem Einsatz. Für angehende Landschaftsgärtner sei das ein lehrreiches Werk, denn sie könnten selten Recyclingmaterial verarbeiten.

Trockenmauern statt Beton
Das Tor zum Areal sowie die Betonmauern und die Treppe beim Eingang waren nach 35 Jahren altersschwach. Ersatz plante die ARA-Leitung nach Auskunft von Geschäftsführer Christoph Egli auch mit Blick auf Sicherheit und Ökologie. Denn die ARA ist seit zehn Jahren zertifiziert mit dem Qualitätslabel der Stiftung «Natur & Wirtschaft», die sich für naturnah gestaltete Firmenareale einsetzt. So fiel für den Eingangsbereich die Wahl auf Trockenmauern – nicht im Gelände, sondern vor der ARA-Zentrale. «Neue Sandsteine hätten das Budget gesprengt», sagt der Geschäftsführer. «Mit Recyclingmaterial können wir günstig bauen und noch mehr für die Umwelt tun.» Die ARA für das Gebiet von Untereggen/Eggersriet im Westen bis St. Margrethen/Walzenhausen im Osten entstand auf Natur- und Landwirtschaftsgebiet am Alten Rhein – günstig gelegen in der Mitte, an einem tiefen Punkt und am Fluss, dem das gereinigte Wasser übergeben werden kann. Ob sie heute noch in einem solchen Gebiet gebaut werden dürfte, ist fraglich. Die Belastung des Alten Rheins konnte jedoch so reduziert werden, dass sie nun auch nach Beurteilung kritischer Fachleute ökologisch unbedenklich ist.

Natur bei technischen Anlagen
Und die heutigen Betreiber lassen die Freiflächen auf dem riesigen Betriebsareal naturnah gestalten. Rund die Hälfte besteht heute aus Wald und Hecken – wo fremde durch einheimische Bäume und Büsche ersetzt wurden –, Kiesflächen, Feuchtbiotop sowie Haufen aus Steinen und Totholz. Hier kann sich die Natur selber entwickeln, wird durch pflegende Eingriffe nur sichergestellt, dass die Vielfalt der Lebensräume erhalten bleibt.

Beidseits der ARA herrscht reges Kommen und Gehen auf Wegen. Die vielen Spaziergänger und Velofahrer können sich an der ökologisch aufgewerteten Umgebung erfreuen. In das Areal aber dürfen sie nicht mehr.

Für Sicherheit geschlossen
Das Tor, das vorher meist offenstand, öffnet sich jetzt nur noch nach Anmeldung – oder für eigene und weitere registrierte Fahrzeuge über Elektronik. Das diene der Sicherheit, erläutert Geschäftsführer Egli, zumal mit neuer Abluftreinigung und weiteren Becken zusätzliche Unfallrisiken entstanden seien. Damit auf Einlass wartende Lastwagen den Verkehr auf den Wegen nicht behindern, wurden das Tor und die angrenzende Mauer zu den Gebäuden hin verschoben. Die dadurch vor der Mauer entstandene Fläche wird teilweise für Parkplätze und daneben für weitere ökologische Aufwertung mit einheimischen Bäumen und Büschen genutzt.

Speicher will dem AVA beitreten

Varianten geprüft
In Zusammenarbeit mit Rehetobel hat sich eine Fachkommission in jahrelanger Arbeit mit der Frage befasst, wie in Zukunft die Abwässer der beiden Gemeinden zu behandeln sind. Da in den Gemeinden die Sanierung der kommunalen Abwasserreinigungsanlagen in Aussicht stehe, stellte sich die Frage, ob ein gemeinsames Vorgehen Sinn macht, so die Gemeindekanzlei. Nach Prüfung vieler Varianten kam die Fachkommission zum Schluss, dass ein Anschluss an den AVA einer Sanierung der gemeindeeigenen Anlagen vorzuziehen ist. «Dabei spielen sowohl gewässerschutztechnische als auch finanzielle Aspekte eine wesentliche Rolle», heisst es in der Mitteilung. Es solle gemeinsam eine nachhaltige Lösung innerhalb des Verbandes angestrebt werden, welche dafür Gewähr biete, dass mit der Auslagerung dieser Aufgabe in Zukunft keine Investitionen mehr zu tätigen seien.

ÖV am 29. Mai
In den folgenden Monaten wird sich ein Projektteam den diversen technisch zu lösenden Fragen annehmen, währenddessen in den beiden Gemeinden die betroffenen Anwohner (Leitungsbau) sowie die Bevölkerung über das geplante Vorgehen ausführlich informiert werden. Ziel sei es, am 23. September in beiden Gemeinden parallel eine entsprechende Volksabstimmung über den zukünftigen Beitritt zum AVA durchzuführen. Die Bevölkerung von Speicher wird an der Volksversammlung vom 29. Mai über das Projekt informiert.